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Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock ist bekannt für ihre unverblümte Offenheit, wenn es um Themen geht, die ihr am Herzen liegen: Sie hat sicherlich schon einige Begegnungen gehabt, bei denen sie deutliche Worte für ihren russischen Amtskollegen Sergej Lawrow gefunden hat. Auch Wladimir Putin weiß sehr wohl, wer die grüne Politikerin ist. Und es stellt sich heraus, dass er nicht viel Gutes über sie zu sagen hat.

Das Wort, mit dem Putin Baerbock beschrieb, war “feindselig”. Dem russischen Präsidenten zufolge ist sie feindselig, nicht nur gegenüber Russland, sondern auch gegenüber ihrem eigenen Land. Das gilt für die Grünen im Allgemeinen und für Annalena Baerbock im Besonderen: Ihre Wahlkampagne, so Putin, habe darauf beruht, das Gespenst des Klimawandels zu schüren. Jetzt, wo sie Teil der Regierung sind, hat ihre Politik eine völlige Kehrtwende vollzogen, wie die verstärkte Rückkehr zur Kohleverstromung in Deutschland beweist.

Dass Deutschland von russischem Gas unabhängig geworden ist, auch wenn dies den Einsatz von Kohle bedeutet, hat Putin offensichtlich sehr verärgert, wie diese Aussage beweist. Er hatte noch weitere unfreundliche Worte für Baerbock, die allerdings etwas kryptisch waren: Die Feindseligkeit der deutschen Außenministerin gegenüber ihrem eigenen Land, so Putin, zeige sich in ihrer “Geringschätzung für die wirtschaftlichen Interessen” Deutschlands. Ob dies wiederum eine Anspielung auf die Entscheidung Deutschlands war, seine Wirtschaftsbeziehungen zu Russland einzustellen, machte er dabei nicht klar.

Aus welchem Grund hat Putin überhaupt so ausführlich über die deutsche Außenministerin gesprochen? Putin wurde gefragt, was er von den Enthüllungen über Baerbocks Großvater halte, einem bekennenden Nationalsozialisten, der während des Zweiten Weltkriegs Offizier in der Wehrmacht war. Hier zeigte sich Putin überraschenderweise ein wenig diplomatischer: Man dürfe von der heutigen Generation der Deutschen nicht erwarten, dass sie die volle Verantwortung für die Taten Nazi-Deutschlands trage, sagte er.

Das interessante Interview wurde bekannt, weil der Kreml selbst über seinen Telegram-Kanal Auszüge daraus im Vorfeld der Fernsehsendung veröffentlichte.

Am Mittwoch dieser Woche erregte Außenministerin Baerbock übrigens erneut russische Aufmerksamkeit auf höchster Ebene, als sie ihren russischen Amtskollegen Sergej Lawrow auf dem G20-Gipfel in Rio de Janeiro direkt ansprach. Ihre Worte waren: “Wenn Russland diesen Krieg jetzt beenden würde, wäre morgen der Weg zum Frieden und zur Gerechtigkeit weit offen.” Ob Lawrow und am Ende natürlich auch Putin bereit sein werden, auf Baerbocks Drängen zu hören, bleibt abzuwarten.

Kremlin.ru, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons