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Amtsarzt fordert Lockdown bis mindestens Ende März

Aktuell wird in der Politik noch diskutiert, ob über den 10. Januar hinaus die aktuellen Corona-Beschränkungen verlängert werden. Klartext spricht jetzt ein Amtsarzt aus Berlin. Ein Lockdown bis Ende März oder April sei bei der außer Kontrolle geratenen Pandemie unausweichlich.

Patrick Larscheid, Amtsarzt in Berlin, hält es für unausweichlich, den geltenden Lockdown zu verlängern. Und das um mehrere Wochen im gesamten Bundesgebiet. Er sagte: „Wir haben weiter irre hohe Infektionszahlen. Nach dem Silvesterwochenende werden wir den Effekt der Weihnachtstage sehen.” Es steht zu vermuten, dass im zweiten Lockdown die Mobilität nicht so stark nachgelassen hat, wie das im Frühjahr der Fall war.

Als Amtsarzt in Berlin Reinickendorf spürte er die Folgen der Pandemie von Beginn an. Es sei eine tolle Sache, dass jetzt geimpft werde, aber es ist unklar, ob Geimpfte das Virus nicht doch weitertragen können. „Wir müssen bitte noch ein paar Monate durchhalten. Man müsste jetzt einen Appell an die Bevölkerung richten, dass wir uns das alles zumuten müssen.” Im Moment sieht er diesen Mumm nicht. Er betonte: „Aber wir haben den ethischen Konsens, dass wir die medizinischen Notwendigkeiten stärker gewichten wollen als die wirtschaftlichen”.

Am 5. Januar wollen die Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin Merkel über den bundesweiten Lockdown für die Zeit nach dem 10. Januar sprechen. Ziel ist es weiterhin, die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen auf unter 50 zu drücken. Doch ist dieses Ziel derzeit in weiter Ferne.

Wenige Tage vor der neuerlichen Runde zwischen Bund und Ländern sagte der bayerische Ministerpräsident Söder: „Wir müssen jetzt einfach die Zahlen nachhaltig senken. Daher bin ich sehr skeptisch, schon ab 10. Januar wieder Öffnungen in Aussicht zu stellen”. Der Kampf gegen das Virus müsse von Bund und Ländern entschlossen weitergeführt werden. „Es kommt jetzt nicht darauf an, die bequemste Lösung zu finden, sondern die wirkungsvollste.” In den vergangenen Tagen haben auch andere Länderchefs betont, dass sie fest damit rechnen, dass der Lockdown verlängert wird.

“Diese Mist-Krankheit wegdrängen”

Larscheid urteilte denn auch, dass die Pandemie in Berlin mit den derzeitigen Methoden nicht wirkungsvoll kontrolliert werde. Es sei kein Effekt feststellbar, da sich das Verhalten nicht ändere. „Ich weiß auch nicht, wie man das den Leuten klarmachen soll. Denn ich kann jeden verstehen, der sagt: Ich bin so müde von alldem. Aber dann müssen wir schauen, was wir vielleicht alle gemeinsam nicht richtigmachen. Und was müssen wir tun, damit wir alle aus dem Schlamassel schneller rauskommen?” Für das neue Jahr sei diese auch gut für den Zusammenhalt. Er ergänzte: „Das ist für mich der einzig sinnvolle Vorsatz: Dass wir uns jetzt gemeinsam richtig anstrengen, um diese Mist-Krankheit wegzudrängen”.

In Berlin ist das momentane Infektionsgeschehen so hoch, dass es sich objektiv betrachtet gar nicht kontrollieren lasse. „Natürlich wird es nach dem 10. Januar weitergehen mit einem Lockdown. Vernünftigerweise sollte die Politik jetzt schon sagen: Bis Ende März oder bis Ende April kann sich nichts ändern.” Oder: „Kommt mal alle runter von dem Trip, dass wir jede Woche das Ganze aufheben können. Eine Rolle rückwärts ist nicht möglich.” Nur noch zwei Drittel der Intensivbetten seien derzeit in Berlin noch für das normale Geschehen frei. „Das geht gar nicht auf Dauer.”

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Stephan Heiermann