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Bundesregierung bestellt Grippe-Medikament gegen Covid-19

Ein Grippemittel soll sich als wirksam gegen Covid-19 erwiesen haben – so wirksam, dass die Bundesregierung gleich Millionen Packungen des Präparats auf Vorrat kauft, obwohl die klinischen Studien erst begonnen haben.

In China soll das japanische Grippemittel Avigan im Kampf gegen die Lungenkrankheit Covid-19 Wunder wirken. Genau genommen, behauptet die chinesische Regierung, dass Patienten deutlich schneller genesen seien, sobald sie mit der Arznei behandelt wurden.

Der japanische Hersteller Fujifilm beginnt nun mit einer klinischen Studie. Trotzdem orderte die Bundesregierung jetzt schon Millionen Packungen des Grippe-Medikaments. Das Bundesgesundheitsministerium bestätigte eine entsprechende Anfrage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Man habe das Medikament vorsorglich zur Behandlung von besonders schweren Corona-Erkrankungen bestellt. Fujifilm hat gerade erst mit seinen Studien begonnen. Der japanische Hersteller möchte derweil in einer klinischen Studie belegen, wie wirksam und sicher das Medikament ist. Dafür soll Avigan 14 Tage lang an 100 Patienten getestet werden.

Bundesregierung hortet weitere Medikamente
Laut Bundesgesundheitsministerium ist Avigan nicht die einzige Arznei, die im Kampf gegen Covid-19 nach Deutschland bestellt wurde. Ebenfalls für schwere Covid-19-Fälle kaufte die Bundesregierung Vorräte der Medikamente Kaletra, Foipan sowie chloroquin- und hydroxychloroquinhaltige Arzneimittel.

Kaletra ist ein Kombinationspräprat zur Medikamentierung von HIV-Infizierten. In einer chinesischen Studie wurde es zwischenzeitlich an 199 Corona-Infizierten mit schweren Verläufen getestet. Leider hat sich herausgestellt, dass das Mittel gegen Covid-19 keine Wirksamkeit zeigt.

Foipan ist ein Medikament aus Japan, das zur Behandlung von schweren Entzündungen des Verdauungsapparats angewendet wird. In Laborversuchen hat sich gezeigt, dass es auch Viren daran hindern könnte, in Zellen einzudringen. Ob es auch im lebenden Menschen gegen SARS-CoV-2 hilft, wird derzeit noch getestet.

Chloroquin- und hydroxychloroquinhaltige Arzneimittel werden eigentlich gegen Malaria eingesetzt. Bei falscher Anwendung können sie lebensgefährliche Herzrythmusstörungen verursachen. US-Präsident Donald Trump hatte die Arzneimittelgruppe im Kampf gegen Covid-19 als „Geschenk Gottes“ bezeichnet. In den Vereinigten Staaten finden derzeit Studien statt, um herzufinden, wie wirksam das Malaria-Mittel gegen Coronaviren tatsächlich ist. Auch in Tübingen wird daran geforscht.

Auch in Deutschland werden Medikamente getestet
Ein weiterer Hoffnungsträger im Kampf gegen Covid-19 ist das Medikament Remdesivir. Es wurde eigentlich gegen Ebola entwickelt, hat sich hierbei jedoch als unwirksam gezeigt. Bei einer klinischen Studie in Bayern waren jedoch Erfolge gegen SARS-CoV-2 erkennbar. An der Münchner Klinik Schwabing, am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und an der Uniklinik in Düsseldorf sollen im Rahmen einer klinischen Studie insgesamt 1000 Covid-19-Patienten mit Remdesivir behandelt werden.

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Author
Stephan Heiermann