Die Beschädigung oder sogar Durchtrennung von wichtigen Unterwasserkabeln sind im Laufe der letzten Jahre weltweit zu einem riesigen kostspieligen Problem geworden. In manchen Fällen geschieht das Unglück durch Unachtsamkeit der Schiffscrew. Da aber die überwiegende Anzahl der mutmaßlichen Übeltäter, ob bewusst oder unbewusst, unter russischer oder chinesischer Flagge fahren, liegt die Annahme nahe, dass es sich bei den Vorfällen um Sabotage oder sogar hybride Kriegsführung seitens der jeweiligen Regierungen handelt. Bisher kam es jedoch nur zu Anschuldigungen, aber keinen Festnahmen. Heute ist es aber einer Küstenwache gelungen, eine chinesische Schiffsbesatzung auf frischer Tat zu ertappen.
Nacht-und-Nebel-Aktion
Der Vorfall ereignete sich heute gegen 2.30 Uhr in den frühen Morgenstunden örtlicher Zeit an der Küste außerhalb von Taiwan. Die taiwanesische Küstenwache erhielt einen alarmierenden Anruf der Chunghwa Telekomgesellschaft. Diese berichtete von dem Ausfall eines wichtigen Unterwasserkabels und bat darum, dass die Küstenwache den Fall untersuche. Die Beamten der Küstenwache machten sich sofort auf den Weg und entdeckten in der Nähe des Tatorts den chinesischen Frachter, der offensichtlich dabei war, das Gebiet schleunigst zu verlassen. Nachdem die Besatzung des Frachters mehrere Kontaktversuche über Radio und Megafone ignoriert hatte, wurde dem Frachter kurzerhand der Weg abgeschnitten. Kurz darauf enterten die Beamten der Küstenwache den chinesischen Frachter und erzwangen eine Kehrtwende in Richtung Taiwan, wo die Mannschaft verhaftet wurde.
Brisante Festnahme
Die Küste vor Taiwan repräsentiert ein geopolitisch sehr sensitives Gebiet. China akzeptiert nicht die Souveränität des autonomen demokratischen Inselreiches, das nur einen Steinwurf von der chinesischen Grenze entfernt liegt. Zudem beansprucht Peking die Fahrwasser um Taiwan als chinesisches Hoheitsgewässer. China hat schon seit Jahrzehnten damit gedroht, die Insel zu annektieren, und nur der besondere Schutz aus den USA für die Taiwaner und deren florierende Wirtschaft hat die Chinesen davon abgehalten, auf Taiwan einzumarschieren. Die Festnahme der chinesischen Mannschaft und die Anklage der Sabotage wird mit Sicherheit die Beziehungen der beiden Nachbarstaaten weiterhin verschlechtern. Die Küstenwache in Taiwan hat zur Auskunft gegeben, dass man dort im Augenblick untersuche, ob es sich bei der Beschädigung des Kabels um ein Versehen oder um bewusste Sabotage handelt. Während die Aufnahme der Personalien der ausschließlich chinesischen Besatzung keine Probleme mit sich führte, konnte man aber bisher nicht die für den Frachter zuständige Reederei ausfindig machen. Chunghwa Telecom hat bereits ein Ersatzkabel aktiviert und ist dabei, den Unterwasserschaden zu reparieren.