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CSU bekommt „neuen Sound“

Nun hat Horst Seehofer es tatsächlich wahrgemacht und den Platz an der CSU-Spitze geräumt. Sein Nachfolger Markus Söder will die CSU modernisieren: europäisch, weltoffen und diplomatischer.

Beim Parteitag bei der CSU gab Horst Seehofer die Führung nun endgültig ab. Man hatte kurz befürchtet, er wollte die Entscheidung nochmal zurücknehmen, verkündete er doch in seiner 17-minütigen Rede: Sein Horoskop hätte ihm heute Morgen gesagt: „Sie werden keinesfalls Ihr Gesicht verlieren, wenn Sie eine getroffene Entscheidung revidieren …“ und es wäre nicht das erste Mal, dass er einen Entscheidung revidiert. Doch nach lautem Gelächter ergänzte Seehofer, dass er so etwas früher als Aufforderung interpretiert hätte, heute nicht mehr. Schließlich verabschiedet er sich dann doch von der CSU-Spitze und erklärt in zurückhaltender Bescheidenheit: “Ich gehe, aber ich gehe nicht gern. Ich habe sehr viel geleistet und am Ende nicht alles geschafft.” Für den Verlust der absoluten Mehrheit in Bayern möchte er jedoch immer noch nicht herhalten. Mit Blick zu Angela Merkel erklärte Seehofer: Der Einzug der AfD in den Landtag sei auch bestimmten „Rahmenbedingungen, die nicht primär in München gesetzt wurden“ geschuldet.

Nun wird Markus Söder die Parteispitze übernehmen. Gemäßigt kündigt dieser an, man wolle die Wähler von der SPD, den Grünen und der AfD wieder zurückholen. Außerdem möchte der neue CSU-Chef sich wieder mit der Schwesterpartei versöhnen.

Von den übrigen Krawallreden war in diesem Parteitag nichts zu spüren. Statt kämpferischen Aussagen ließ Söder reflektierende Worte fallen. Nun gehe es darum, „ein neues Kapitel aufzuschlagen“, es sei an der Zeit für einen „neuen Sound der CSU“. Dem neuen Sound verlieh er dann auch gleich eine Reihe von Adjektiven: „bodenständig, aber nicht abgehoben, weltoffen, aber nicht provinziell, lässig, aber nicht spießig“ oder kurz „Profil mit Stil” so Söder. Er erhielt dafür wohlwollenden aber nicht überschwellenden Applaus und 87,42 Prozent der Stimmen. Das ist bodenständig, aber nicht abgehoben.

Der neue Sound sei nicht für Deutschland, sondern für ganz Europa bedeutend, mahnte Söder. In der EU soll CSU-Spitzenkandidat Manfred Weber für den Zusammenhalt in Europa kämpfen. „Denn“, so warnte Söder, „Nationalisten und Populisten wollen das einige Europa spalten. Sie hoffen auf ein Ende der europäischen Idee.“ Die CSU wolle sich dem unter Söder entgegenstellen, um einen Rückfall in „urnationalistische Zeiten“ zu verhindern.

Weber erklärte unterdessen heroisch: „Wir werden das Europa, das uns wichtig ist, am 26. Mai verteidigen“. Es gehe darum, „die Welt ein Stück besser zu machen“. Damit meine Weber den Kampf gegen Kinderarbeit und Krebs, übersetzt „Focus Online“.

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Author
Stephan Heiermann