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Ein ganz anderer Protest: Kinder in Hamburg demonstrieren gegen Handy-Eltern

Man sieht es überall und diese Szenen spielen sich tagtäglich ab. Eltern starren auf ihre Mobilfunktelefone und reagieren teilweise nicht mehr auf ihre Kinder. Mütter und Väter sind völlig eingenommen – von ihren Smartphones. Das brachte Kinder auf die Barrikaden.

Mal Hand aufs Herz: viele Eltern scheinen es heutzutage wichtiger zu finden, die neuesten Nachrichten über Facebook, WhatsApp und Co. zu verfolgen, als Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Und wenn man nicht selbst am Telefon klebt, kann man dies überall beobachten. Die Erwachsenen schauen auf ihr Handy auf dem Spielplatz, auf der Straße, im Schwimmbad, beim Spaziergang, beim Essen. Die Kinder verlieren mehr und mehr Zeit mit ihren Eltern, dank der neuen Technik.

Nun hat der Nachwuchs die Nase voll und organisierte eine Demonstration in Hamburg. Das Motto der Demo „Spielt mit mir! Nicht mit euren Handys!“
Organisator ist der 7-jährige Emil Rustige. Gemeinsam mit seinen Eltern meldete der mutige Junge eine Demonstration bei der Polizei an. An die 150 Kinder und Eltern nahmen, laut Polizei, an dem Protestmarsch teil. Die Polizei sorgte mit Absperrungen, motorisierten Einheiten und Mannschaftswagen für die nötige Sicherheit. „Wir nehmen die Kinder-Demo genauso ernst wie eine Veranstaltung von Erwachsenen“, so ein Polizeisprecher.

Und dann ging es los. Emil Rustige wurde von seinem Vater kurzerhand auf die Schultern gesetzt und konnte so per Megafon den Demonstranten die Protestroute erklären. Die Menge jubelte laut, als Emil dann das Kommando gab „Es geht los!“. Die bunten, selbst gebastelten Plakate dominierten die Straße. Sprüche wie „Am Sandkasten Handyfasten“, „Chatte mit mir!“, „Flugmodus an – jetzt bin ich dran“ oder auch „Wir sind laut, weil ihr nur aufs Handy schaut“.

Erst waren alle noch ein wenig schüchtern, doch mit jedem Ruf „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr auf euer Handy schaut“, wurden die kleinen Demonstranten auch lauter und mutiger. Ylvi Schmitt, erklärt mit ihren sechs Jahren: „Ich finde es nicht gut, dass mein Papa immer am Telefon daddelt“. Der Vater gibt zu: „Das stimmt, da muss ich mir selbst an die eigene Nase fassen“. Weiterhin betont Vater Schmitt, dass diese Demo mitunter auch eine „gute Übung in Demokratie“ für seine Tochter darstellt.

Erik Unger (10) erzählt: „In der U-Bahn sehe ich oft Eltern am Handy, die ihre Kinder gar nicht beachten“.
Die Beteiligten wurden auch befragt und fast 90 Prozent gaben an, das wichtigste sei „mit Freunden zusammen zu sein und im Freien spielen“.
Am Ende der Anti-Handy-Demo rief der Organisator per Megafon in die Menge: „Jetzt dürfen alle spielen. Und die Eltern lassen die Handys aus!“.

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Alexander Grünstedt