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Erste deutsche Klinik überlastet – Corona-Patienten werden ausgeflogen

Hier spitzt sich die Corona-Krise langsam zu: Die erste deutsche Klinik ist in ihren Kapazitäten erschöpft und ließ Patienten ausfliegen.

Die Medius-Kliniken in Nürtingen (Baden-Württemberg) sind in ihren Beatmungskapazitäten überlastet. Ende der Woche wurden deshalb vier Corona-Patienten im Alter von 36 bis 60 Jahren in andere Krankenhäuser des Landes überwiesen.

Die Medius Kliniken in Nürtingen verfügen über 18 Beatmungsplätze. Seit Donnerstag sind alle belegt. Nach Angaben des Landrats werden dort aktuell 73 Corona-Patienten behandelt sowie 40 Verdachtsfälle. Es mangelt nicht nur an Intensivbetten mit Beatmungsgeräten. Das Personal beklagt auch, dass Schutzkleidung und Atemmasken zuneige gingen.

An der Verlegung waren mehrere Einsatzwägen und ein Intensivtransport-Hubschrauber der DRF-Luftrettung beteiligt. Die Patienten aus dem Landkreis Esslingen wurden unter anderem nach Tübingen und Esslingen verlegt.

Von allen Bundesländern in Deutschland wurden in Baden-Württemberg die meisten Corona-Todesfälle gezählt. Am Freitagabend waren es 101 Todesopfer. Seit dem ersten gemeldeten Infizierten am 24. Februar hat sich die Zahl mehr als verzehntausendfacht. Die Nachrichtenagentur dts meldete am Samstag 11.089 Corona-Fälle. Damit entspricht die Anzahl der Infizierten 0,1 Prozent der Gesamtbevölkerung des Landes: Jeder Tausendste in Baden-Württemberg ist infiziert.

In ganz Deutschland steigen die Fallzahlen weiter an. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn beschwichtigte jedoch am Donnerstag. Das deutsche Gesundheitssystem sei gut auf den ersten Ansturm vorbereitet. Die Anzahl der Testlabore und Intensivbetten sei in „kaum einem anderen Land“ so gut aufgestellt. Auch einige Experten pflichten ihm bei. Der Grund dafür: Deutschland habe im Gegensatz zu anderen Europäischen Ländern wochenlang Zeit gehabt, sich auf die heranschwellende Krise vorzubereiten. Auch die Datenlage sei hierzulande überdurchschnittlich gut. Alleine in der vergangen Woche wurden fast eine halbe Millionen Menschen hierzulande auf das Coronavirus getestet. Dadurch entsteht in der Bundesrepublik ein sehr genaues Bild, wo gehandelt werden muss und hoffentlich, wann und wie die Maßnahmen ihre Wirkung entfalten. Wie die Kassenarzt-Bundesvereinigung KBV mitteilte, müssten die Tests allerdings inzwischen eingeschränkt werden. Der Nachschub an Testmaterial seit weltweit an seine Grenzen gestoßen. Deshalb würden in Zukunft auch hierzulande nur noch sehr gezielt Tests durch geführt – etwa bei eindeutigen Symptomen oder medizinischem Personal.

Bundesweit rechnen die Kliniken mit dem großen Ansturm. Doch während es in Baden-Württemberg schon Engpässe gibt, stehen anderorts noch die Betten leer. In der Berliner Charité, dem größten Krankenhaus der Bundesrepublik warten 538 freigeräumte Betten auf Covid-19-Patienen, 114 davon ausgestattet für Intensivfälle.

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Author
Stephan Heiermann