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Germanwings Absturz: Opfer-Angehörige machen kriminelle Entdeckung

Noch immer wird der schreckliche Absturz in den französischen Alpen aufgearbeitet. Die Hinterbliebenen entdeckten nun, dass jemand die Handys der Opfer nachträglich manipuliert hat.

Im März 2015 stürzte ein Germanwings-Flugzeug in den französischen Alpen ab. Die Umstände selbst sind schon tragisch. Doch der Fall wird immer brisanter. Die Hinterbliebenen werfen den Ermittlern nun vor, man habe die Smartphones und andere elektronischen Geräte der Opfer nachträglich manipuliert.

Medienberichten zufolge seien bereits 50 der 60 gefundenen Handys an die Hinterbliebenen versandt worden. Doch die Familienangehörigen der Verstorbenen stellten mehrfach fest, dass die Geräte keine Daten mehr enthielten. Die Zeitung „BILD am Sonntag“ ließ eines der Geräte von einem renommierten Experten untersuchen. Der Tech-Profi Mario Krolow, der bereits für die Bundesbehörden gearbeitet hat, ist sich sicher, dass das Handy „definitiv nach dem Absturz manipuliert“ wurde. Krolow erläuterte, dass der NAND-Speicher des Handys entnommen und dann offensichtlich gelöscht wurde. Damit ist die Festplatte des Gerätes leer: SMS, Anruflisten, Historien und Fotos sind weg.

Der Experte schließt aus, dass dies bei dem Absturz geschehen sei, weil die Platine ansonsten keine Schäden aufweise. Das deckt sich mit Aussagen der Angehörigen, die beteuern, dass das Handy am Tag des Absturzes noch erreichbar gewesen wäre.

Anwalt Roland Krause, der die Nebenklage vertritt, erläuterte, dass ein solches Vorgehen kriminaltechnisch keinen Sinn ergebe. Es sei normal, dass die Ermittler die Daten auslesen. Diese danach zu löschen, sei jedoch eine Unterdrückung von Beweismitteln und damit eine Straftat.

Krause fragte bei den französischen Untersuchungsbehörden, beim Germanwings Mutterkonzern Lufthansa und dessen Dienstleister nach. Lufthansa erklärte, dass das Krisenmanagement vom britischen Dienstleister Kenyon übernommen worden war. Kenyon behauptet, man habe alle Gegenstände lediglich mit einem trockenen Tuch gereinigt, in Plastiktüten verpackt und an die Hinterbliebenen verschickt. Die Ermittler beantworteten die Nachfrage gar nicht.

Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass die Aufarbeitung des Flugzeugabsturzes Aufsehen erregt. Im Sommer hatte Lufthansa die Angehörigen der Unglücksopfer mit einem Brief verärgert, der klarstellen sollte, dass die Passagiere nichts vom nahenden Absturz mitbekommen hätten, also keine Todesangst hatten. Die Angehörigen wehrten sich. Es gebe Beweise, dass die Passagiere sehr wohl mitbekamen, dass etwas nicht stimmte. Dieses Detail kann bei der Bemessung des Schmerzensgeldes eine erhebliche Rolle spielen.

Am 24. März 2015 stürzte eine Germanwings-Maschine direkt in einen Berg in den französischen Alpen. Dabei starben 150 Menschen. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Copilot Andreas Lubitz das Flugzeug absichtlich in die Kollision gesteuert hatte.

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Author
Sara Breitner