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Irisches Corona-Wunder bricht zusammen

Irland glänzte durch den harten Lockdown im November mit niedrigen Infektionszahlen. Offenbar ging die Strategie der Republik auf. Doch nun schlägt das Coronavirus voll zurück.

Mit einer bitteren Erkenntnis beginnt in Irland das neue Jahr. Langfristig war der viel beachtete und gepriesene Lockdown im November ohne Erfolg. Zumindest ist das Ziel, die Pandemie langfristig einzudämmen, gescheitert. Die Zahl der neuen Infektionen klettert seit Ende Dezember von einem Negativrekord zum nächsten. Allein am Montag meldeten die Gesundheitsbehörden des Landes 6.110 neue Infektionen, 5.325 weitere am Dienstag.

Der irische Chef-Epidemiologe Philip Nolan sagte zum Wochenbeginn: „Wir sehen Zahlen, mit denen ich nie gerechnet habe”. Offiziell gibt es nun 113.322 bestätigte Corona-Fälle in dem Land. Doch dürfte laut Nolan die Dunkelziffer erheblich höher liegen. Hinzu kamen gestern weitere 17 Tote, was die Gesamtzahl in dem Land auf 2.282 Opfer ansteigen ließ.

Nolan hatte bereits am Sonntag von „besorgniserregenden“ Zahlen gesprochen und warnte zeitgleich vor einer Überlastung des Gesundheitssystems. Momentan werden 840 Personen wegen einer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt, davon sind 76 auf einer Intensivstation. Inzwischen wurden alle nicht dringend erforderlichen Eingriffe abgesagt.

Bis zum Spätherbst waren nach einer schwierigen Phase positive Signal von der Insel zu vernehmen gewesen. Der Sommer war nach dem ersten Lockdown im Frühjahr mit Tageshöchstwerten von 1.169 neuen Fällen unbeschwert. Doch dann stiegen die Zahlen wieder. Daraus folgten neuerliche Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Ende Oktober kehrte Irland als erster EU-Staat in einen harten Lockdown zurück.

Weihnachten folgte die Ernüchterung

Da die Kurve deutlich abflachte, galt Irland als Musterbeispiel im Kampf gegen die Pandemie. Je 100.000 Einwohner lag die irische Sieben-Tage-Inzidenz bei 35 neuen Fällen. Europa schaute auf das vermeintliche Wunder, die Strategie schien aufzugehen.

Die Ernüchterung kam spätestens am zweiten Weihnachtsfeiertag. Die Zahl der täglich gemeldeten Neuinfektionen stieg auf einen neuen Rekordwert. An diesem Tag erreichte auch die erste Lieferung des Impfstoffes von Biontech und Pfizer die Insel, doch diese Meldung ging in den neuen Erkenntnissen unter. Mittlerweile liegen die Werte vierfach über den bisherigen Höchstständen im Frühjahr und Herbst. Die Sieben-Tage-Inzidenz auf der Insel liegt inzwischen bei schwindelerregenden 503,6. In Deutschland ist dieser Wert bei etwa 148,6.

Konsequenterweise wird nun wieder das öffentliche Leben drastisch ausgebremst. Die Regierung von Premier Micheál Martin beschloss einen erneuten Lockdown. Im Gegensatz zu Deutschland ist der um einiges härter und komme einer Ausgangssperre gleich. Vorerst für vier Wochen gelten die Beschränkungen, wenn sie denn Erfolg haben. „Was wir in den kommenden Tagen tun, ist richtungsweisend”, sagte Epidemiologe Nolan. Und auch von der Nachbarinsel kommen keine guten Nachrichten. Auch für Irland stellt die Virus-Mutation in Großbritannien aufgrund des Reise- und Güterverkehrs eine große Gefahr dar.

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Martin Beier