Für viele Deutsche repräsentiert Kanada ein begehrtes Urlaubsland. Auch auf staatlicher Ebene ist die nordamerikanische Nation ein enger Verbündeter, was laut dem Auswärtigen Amt auf „gemeinsamen Wertvorstellungen und Grundüberzeugungen“ beruht. Jetzt arbeitet aber besonders ein Deutscher intensiv daran, dass sich die Beziehungen in Zukunft noch mehr verstärken. Der deutsche Abgeordnete im Europäischen Parlament, Joachim Streit, hat es sich nämlich zur Lebensaufgabe gemacht, den Weg für eine Mitgliedschaft Kanadas in der Europäischen Union freizumachen. Beinahe die Hälfte der Kanadier stimmt seinen Anstrengungen zu.
Gefahr durch Trump
Seit der amerikanische Präsident Donald Trump den Kanadiern angedroht hatte, das Land zu annektieren und als 51. Staat den USA einzuverleiben, haben sich die kanadischen Verhältnisse zum Nachbarland extrem verschlechtert. Gleichzeitig hat sich auch die Nähe zu den europäischen Ländern und der EU deutlich verbessert, und der augenblickliche kanadische Premierminister Mark Carney bezeichnet Kanada bei einem Staatsbesuch in Frankreich im März als „das europäischste Land außerhalb von Europa“. Zustimmung kommt auch von dem ehemaligen deutschen Außenminister Sigmar Gabriel (SPD), der die EU dazu aufgefordert hat, Kanada einzuladen. „Sie sind ohnehin europäischer als einige europäische Mitgliedstaaten“, sagte Gabriel in einem Gespräch Ende Januar mit dem Sender Pioneer Media. Der Europa-Abgeordnete Streit hat bereits mehrere Anträge in Brüssel gestellt, um eine kanadische Mitgliedschaft zu ermöglichen.
Rechtliche Widrigkeiten
Vorerst hat Streit in Brüssel nur Absagen bekommen, unter dem Hinweis, dass nur Länder, die auch in Europa liegen, Mitgliedschaft beantragen können. Dem widersetzt sich Streit, da seiner Meinung nach die Überseegebiete von Frankreich, die auch zur EU gehören, nicht in Europa liegen. Zudem weist er darauf hin, dass das dänische Hoheitsgebiet von Grönland an Kanada angrenze und somit eine geografische Nähe zu dem nordamerikanischen Staat bilde. Im ersten Anlauf erhofft er sich, dass Kanada die Möglichkeit erhält, dem Europäischen Wirtschaftsraum, zu dem neben der EU die Nicht-EU-Staaten Norwegen, Island und Liechtenstein gehören, beizutreten. Damit wäre der Grundstein für die vier Freiheiten des Waren-, Personen-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehrs gewährleistet, bevor man mit ernsthaften Verhandlungen über eine volle Mitgliedschaft, die ja oft Jahre dauern, beginnt.