Dringender Katastrophen-Alarm: Ein um 80 Zentimeter pro Stunde steigender Wasserstand hat bereits für überflutete Häuser in der Region Blatten (Schweiz) gesorgt. Zuvor hatte eine Gletscher-Lawine ein ganzes Alpendorf begraben.
Das Dorf Blatten in den Schweizer Alpen liegt unter Geröll, Schutt und Wasser begraben. Weitere Dörfer sind jetzt auch noch in Gefahr, da der Schutt den Flusslauf der Lonza blockiert und sich dahinter ein immer größer werdender See bildet. Das Wasser flutet Häuser, die vom Gestein verschont wurden. Christian Studer von der Dienststelle Naturgefahren im Lötschental warnte in einer Pressekonferenz am Donnerstag, dass die Wassermassen derzeit bis etwa 80 Zentimeter pro Stunde steigen.
Geröll ist unberechenbar
Zudem kommen weiterhin Steine vom Berg gestürzt. Die bereits abgestürzte Masse aus Eis und Geröll verhält sich unberechenbar – Rettungskräfte, Experten und Anwohner können nur zuschauen, was passiert. „Wir sind zur Observation verdammt, machtlos, pure Ohnmacht“, sagte Talrat Valentin Werlen in der Pressekonferenz. Geröll kommt vom gegenüberliegenden Hang nachgerutscht, alles ist instabil. Arbeitseinsätze mit schwerem Gerät sind derzeit zu gefährlich.
Banges Warten
Laut Schweizer Katastrophenbehörden sollte der See „in den frühen Morgenstunden“ des Freitags über oder durch den Schuttkegel gelaufen sein, sagte Studer. Das Wasser sucht sich dann einen Weg talabwärts, reißt dabei Schlamm und Geröll mit. Am Donnerstag wurden aus diesem Grund noch mehr Häuser geräumt: 16 Menschen wurden in den Nachbar-Ortschaften Kippel und Wiler gebracht.
Die Behörden spielen mit Spezialisten verschiedene Szenarien durch, wie die Seeentleerung stattfinden könnte, sagte Studer. „Ziel ist es, diesen Prozess möglichst gut zu antizipieren und die Sicherheit der Bevölkerung weiter unten sicherzustellen.“ In einer Variante findet das Wasser progressiv seinen Weg, was die Experten für durchaus realistisch halten, da es sich um eine flache und breite Schuttablagerung handelt.
Staumauer soll standhalten
In einem zweiten Szenario würde das Material, das durch den Bergrutsch das Dorf unter sich begrub, sich verflüssigen und dann abgehen. „Wir gehen davon aus, dass das überschaubare Mengen sein würden“, sagt Christian Studer von der Dienststelle Naturgefahren. Die Staumauer in Ferden soll in den beiden Szenarien der Seeentleerung standhalten und ihre Schutzfunktion ausüben. „Es gibt derzeit keinen Bedarf, die Evakuierungszonen zu erweitern.“