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Lebensmittel-Chaos in Nordirland

Großbritannien hat zu Silvester den europäischen Binnenmarkt verlassen. Um den Frieden in Nordirland nicht zu gefährden, gelten für den Warenverkehr noch die alten Handelsregeln der EU. Diese Situation war vielen Lieferanten im Königreich nicht bekannt. Mithilfe von YouTube-Videos klären sie inzwischen ihre Zollprobleme.

Unter dem endgültigen Brexit-Vollzug, der Silvester eintrat, leidet die Lebensmittelversorgung in Nordirland erheblich. So berichtet der „Guardian“, dass es vielen der britischen Lieferanten absolut nicht bewusst war, dass sie für Lieferungen auf die britische Insel nach dem britischen Ausstieg aus dem europäischen Binnenmarkt neue Papiere für ihre Lieferungen benötigten. Inzwischen haben sich mehrere Wirtschaftsbosse bei Abgeordneten des Parlaments beschwert, dass es zu einer massiven Verzögerung bei der Überfahrt vieler LKW von Großbritannien nach Nordirland komme, da sie mit falschen oder fehlenden Papieren in den Häfen ankämen.

Nach einer Übergangszeit von elf Monaten war Großbritannien zum Jahreswechsel aus dem EU-Binnenmarkt ausgetreten. In diesem Augenblick war der Brexit endgültig besiegelt. Das neue Post-Brexit-Abkommen war somit am 1. Januar in Kraft getreten. Dieses regelt zahlreiche Handels- und Zollfragen. Für den Warenverkehr mit Nordirland gelten aber weiterhin die Handelsregeln der Europäischen Union, um den irischen Frieden auf der Insel und den Grenzverkehr zwischen Irland und Nordirland nicht zu gefährden.

Die Handelsverbände machten nach Angaben des „Guardian“ die Regierung in London dafür verantwortlich, dass viele Lieferanten mit dieser Unwissenheit unterwegs sind. Der Chef von Logistics UK, Seamus Leheny, sagte demnach: “Großbritannien hat sich nicht vorbereitet”. Weil einem Lebensmittellieferanten die notwendigen Zolldokumente gefehlt hätten, seien 15 Lkw in verschiedenen britischen Häfen festgehalten worden. Und ein weiteres Unternehmen hat seit dem Brexit erst 100 Lkw zurückbekommen, obwohl es 285 nach Großbritannien geschickt hatte. Kurioserweise hatte sich ein anderer Lieferant die notwendigen Papiere organisieren können, weil er sich auf YouTube eine entsprechende Anleitung angeschaut hatte.

Von den zuständigen Behörden in London und in der nordirischen Hauptstadt Belfast erwarten die Verbände nun, dass die aufgetretenen Probleme gelöst werden. Die neuen Regeln müssen nun klar und deutlich kommuniziert werden. Jeder einzelne Lieferant solle verstehen, wie er die Dokumente zu benutzen hat, mahnte zeitgleich der Chef des nordirischen Handelsverbands, Aodhán Connolly. Schnelle Entscheidungen seien gerade in diesen turbulenten Zeiten dringend notwendig.

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Author
Stephan Heiermann