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Lockdown sollte bis Anfang April verlängert werden

Auf eine Verlängerung des derzeitigen Lockdowns bis mindestens 1. April drängen die deutschen Intensivmediziner. Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, sagte: „Sonst wird die dritte Welle nur schwer oder überhaupt nicht beherrschbar sein.“

Am Donnerstag hatte die Divi ein neues Prognosemodell vorgestellt. Darin werden unterschiedliche Szenarien für die Belegung der Intensivbetten durch Covid-19-Patienten für die nächsten Monate vorhergesagt. Im Vergleich zum Jahresbeginn ist die Zahl der Corona-Intensivpatienten auf derzeit rund 2.900 gesunken, doch könnte diese Zahl im ungünstigsten Fall auf 25.000 Mitte Mai hochschnellen.

Dem Modell zufolge wäre es dann der Fall, wenn durch weitgehende Lockerungen ab dem 7. März der R-Wert bei 1,2 für den ursprünglichen Virustyp liegt. Geht man ferner davon aus, dass die britische Virusmutante B.1.1.7 rund 35 Prozent ansteckender ist als der Ursprungstyp ist, dann würde dies einem R-Wert von 1,55 entsprechen. In diesem Worst-Case-Szenario rechnen die Fachleute zudem mit nur 230.000 Menschen, die im Durchschnitt pro Tag geimpft werden. Aktuell liegt diese Rate bei 150.000 Impfungen pro Tag.

Selbst wenn es 350.000 Impfungen pro Tag sein könnten, so sind in dieser Rechnung noch immer 12.000 Intensivbetten belegt, so der Aachener Biomediziner Andreas Schuppert. Dieser war an der Entwicklung des Prognosemodells maßgeblich beteiligt. Dass das Krankenhauspersonal bereits jetzt an oder über der Belastungsgrenze arbeite, kommt noch als zusätzliches Erschwernis hinzu.

Lösung: 3,5 Wochen längerer Shutdown

Ein Ausweg wäre somit Lockerungen erst ab dem 1. April in Angriff zu nehmen. Zwar würden die Belegungen auf den Intensivstationen trotzdem steigen, wären aber bei maximal 6.000 Patienten, so die Mediziner. Dieser Wert war zuletzt am Beginn des Jahres erreicht worden. Schuppert sagt, dass es darum gehe, „die nächsten Wochen zu kontrollieren“.

Ohne den Shutdown im vergangenen Oktober lag nach Aussage des Divi-Experten Christian Karagiannidis der R-Wert allerdings deutlich über 1,2, bei ungefähr diesem Wert lag der dann zur Zeit der Weihnachtseinkäufe im Dezember. Insofern sei eine um drei Wochen spätere Lockerung entscheidend, da die Wirkung der Impfungen „der Infektionswelle vorausläuft“. Dies wäre bei Öffnungen ab dem 7. März umgekehrt.

Jede Impfung zählt

Deswegen müsse die Impfkampagne nach Ansicht er Mediziner vorangetrieben werden. Dies gelte auch für das mit Akzeptanzproblemen behaftete Mittel von AstraZeneca. Um die Pandemie erfolgreich einzudämmen, müsse eine Impfquote von 80 Prozent bis Ende September erreicht werden.

Zudem warnt der Divi-Mediziner Steffen Weber-Carstens davor, die Belastbarkeitsgrenzen des Gesundheitssystems auszutesten. Nicht nur die Zahl der Toten ist entscheidend, auch die Langzeitfolgen nach Infektionen und die vielen Patientinnen und Patienten die nicht operiert werden können.

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Stuart Henderson