Neue Pflicht kommt für alle Kassenversicherte – Das müssen Sie wissen

Für alle gesetzlich Versicherten in Deutschland tritt demnächst eine neue Pflicht in Kraft: Die neue Regelung stammt aus dem schwarz-roten Koalitionsvertrag, und schon jetzt wächst die Sorge über ihre Auswirkungen.

Für Deutschlands Kassenversicherte war 2025 bisher schon ein herausforderndes Jahr: Viele müssen sich noch mit den neuen E-Rezepten zurechtfinden, es gibt Bedenken wegen der neuen E-Patientenakte, und obendrein kündigen immer mehr gesetzliche Krankenkassen Erhöhungen ihrer Zusatzbeiträge an. Jetzt ist die nächste große Änderung geplant.

Das neue „Primärarztsystem“
Irgendwann muss jeder einmal einen Arzt aufsuchen: Eine Sportverletzung, ein nicht abklingendes Ohrgeräusch oder ein beunruhigend aussehender Ausschlag veranlassen uns, schnell einen Facharzt zu Rate zu ziehen. In Zukunft wird dies jedoch nicht mehr so einfach sein.

Nach dem neuen „Verbindlichen Primärarztsystem“ können Patienten nicht mehr von sich aus einen Facharzt aufsuchen. Stattdessen sind sie gesetzlich verpflichtet, zunächst ihren Hausarzt zu konsultieren. Dieser prüft dann, ob die Dienste eines Facharztes erforderlich sind.

Wenn Sie also glauben, dass Sie einen Facharzt brauchen, müssen Sie nach Inkrafttreten der neuen Regelung zunächst einen der folgenden Schritte unternehmen:
– Einen Termin bei Ihrem Hausarzt vereinbaren.
– Den Patientenservice unter der Nummer 116 117 anrufen und ihn bitten, einen Facharzttermin für Sie zu vereinbaren.

Neue Hausarzt-Pflicht: Experten äußern Bedenken
Damit sollen die Facharztpraxen entlastet und sichergestellt werden, dass diejenigen, die schnell einen Facharzttermin brauchen, diesen auch bekommen können, so Gesundheitsministerin Nina Warken. Experten warnen jedoch, dass das neue System in der Praxis unangenehme Auswirkungen haben könnte. Für die Patienten bedeutet es einen zusätzlichen Weg zum Arzt und die damit verbundene mögliche Verzögerung. Für die Hausärzte – von denen es in Deutschland nicht annähernd genug gibt – bedeutet es, dass sie mehr Patienten zu versorgen haben.

Janosch Dahmen, gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen, äußerte gegenüber der WELT seine Zweifel am Erfolg des neuen Primärarztsystems. „Das klingt nach einem unseriösen Heilversprechen, das sich kaum einlösen lässt.“ kritisiert er.

Andere sind etwas großzügiger: Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, ist der Meinung, dass das System für Menschen über 50, die eine Reihe von Beschwerden haben, gut funktionieren könnte. In diesem Fall könne ein Besuch beim Hausarzt, der einen Überblick über alles hat, hilfreich sein, um festzustellen, welcher Facharzt aufgesucht werden muss. Für jüngere Menschen, die, so Gassen, in der Regel wissen, welchen Facharzt sie brauchen, sieht er keinen großen Nutzen in dem neuen System.

Nicht alle Patienten müssen zuerst zum Hausarzt gehen
Zu beachten ist, dass das neue Primärarztsystem nur für Kassenpatienten gelten wird. Privatversicherte können ihre Termine weiterhin direkt bei einem Facharzt ihrer Wahl buchen.

Es wird jedoch einige Fachärzte geben, für die man als Kassenpatient keine Überweisung benötigt. Dazu gehören Zahnärzte, Augenärzte und Gynäkologen. Auch diejenigen Patienten, die zuerst zur Notaufnahme des Krankenhauses gehen, werden direkt zu dem notwendigen Facharzt geschickt.

Eine Ausnahme soll auch für chronisch Kranke gemacht werden. Dies könnte zum Beispiel durch eine jährliche Überweisung erfolgen.

Ein genaues Datum für das Inkrafttreten der neuen Regelung wurde noch nicht festgelegt.

Kommentare anzeigen

  • warum wundert es mich nicht, dass die "Privaten" wieder eine Ausnahme bekommen.

  • Private, wie Besamte finazieren angeblich die Praxen der Ärzte, weil die Ärzte höhere Honorarrechnungen bei Privaten erstellen können.
    Riskant ist die neue Regelung für Patienten, bei denen der Hausarzt erst selber versucht die Beschwerden zu behandeln , anstatt gleich zum Facharzt zu überweisen..
    Habe das selber erlebt. Bin in einenNagel getreten der durch den ganzen Fuss ging und oben herausschaute UZUsärttzlichnoch einen Zehen gebrochen. Hausarzt verpassten eine Kühlverband.und behandelte die Wunde. Dass ich mir einen Zehen gebrochen habe, stellte er nicht fest Wochenlang hatte ich Schmerzen. Ging immer wieder in die Praxis, immer wieder einen neuen Verband bis ich sagte, dass kann so nicht stimmen. Erst dann, nach ca 9 Wochen überweis er mich an eienOrthopäden. Der wurde der Fuss geröngt und festgestellt, dass eine Zehe gebrochen ist.
    Wäre ich gleich zum Facharzt, also Orthopäden gegangen wäre mir einiges an Zeitaufwand und Schmwerzen erspart geblieben.

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Kai Degner