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Pathologe klärt Todesursache von Corona-Opfern

Die meist gestellte Frage im Zusammenhang mit den erschreckenden Todesmeldungen um Covid-19 ist: Sind sie mit oder an Corona gestorben? Ein Kieler Institut, das Corona-Tote untersucht, kam zu einer Antwort.

Die erschreckenden Zahlen der Corona-Toten werden immer wieder hinterfragt. Viele Menschen, die in Folge ihrer Corona-Infektion sterben, haben Vorerkrankungen oder sind schon so alt, dass „die in einem halben Jahr sowieso tot wären“, behauptete sogar der Tübinger Bürgermeisters Boris Palmer letztes Jahr. Deshalb wird seit Monaten immer wieder die Frage gestellt: „Sind sie mit oder an Corona gestorben?“. Das Institut für Pathologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) hat sich dieser Frage gestellt und mittlerweile eine Antwort.

“Bei 85 Prozent der Fälle konnten wir wirklich bestätigen, dass sie an Covid-19 verstorben sind”, sagte der UKSH-Direktor Christoph Röcken. „An Covid-19“ heißt für den Pathologen, dass die Toten an einer für Corona-spezifischen Lungenentzündung gestorben seien oder an einer Lungenembolie. Röckens Assistenzärztin Theresa Pflaum zeigte an einer Probe Lungengewebe: „Normalerweise ist eine Lunge poröser, wie ein Schwamm. Hier sehen Sie keine Schwammstrukturen mehr.“ Röcken erklärt anschaulich: Gesundes Lungengewebe sei vergleichbar mit einem Ballon. Die Covid-19-Erkrankung verursache, dass der Luftraum in den Lungenbläschen mit Gewebe gefüllt werde. Deswegen könne die Lunge nicht mehr genug Luft aufnehmen.

Trotz der hohen Anzahl an vorerkrankten Todesopfern gebe es auch immer wieder junge, sportliche Menschen auf dem Obduktionstisch, die der Krankheit erlagen, betonte der Pathologe. „Wir wissen zwar, dass meistens ältere Menschen von schweren oder tödlichen Verläufen betroffen sind und jüngere seltener. Man findet auch Blutgruppenassoziationen. Aber ich würde darauf nicht wetten.“, sagt Röcken und vergleicht die Infektion mit Glücksspiel: „Keiner von uns weiß, gehöre ich zu denen, die es schwer erwischen wird oder gehöre ich nicht dazu. Das ist wie Russisch Roulette. Sie drehen die Kammer und sie wissen nicht, ist die Kugel jetzt im Lauf oder nicht.“

Das Obduktionsteam um Röcken untersucht aktuell zusätzlich zu ihren normalen Aufgaben täglich zwei Menschen, die mit der Diagnose Covid-19 gestorben sind. Bislang seien dies etwa 50 gewesen, schreibt die „Bild“-Zeitung. Das sei zwar keine repräsentative Größe, aber Röcken weiß: Andere Kollegen bundesweit seien zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. In ganz Deutschland beteiligen sich 34 Unikliniken an der Untersuchung von Corona-Toten, um Wissen über den Erreger und der Verlauf der Krankheit zu sammeln. Die Einzelergebnisse werden in einem Obduktionsregister gesammelt, wurden aber noch nicht in ihrer Gesamtheit ausgewertet.

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Sara Breitner