Segeldrohnen sollen Ostsee ausspionieren

Für viele Deutsche ist die Ostsee ein beliebtes Urlaubsziel, aber außerhalb der Badestrände in der Küstenregion spielt sich auch ein internationaler Machtkampf ab. Die Fahrwasser der Ostsee erhalten nicht nur die russische Wirtschaft durch die Schattenflotte am Leben, sondern geben seit Neuestem auch China Zugang zu europäischen Küsten und den dort gelegenen militärischen Anlagen. Jetzt werden auch noch die Amerikaner mitmischen. Seit dieser Woche könnten Segler und Surfer in der Ostsee einige neue Wasserfahrzeuge begegnen, die zwar unter europäischer Flagge fahren, aber gänzlich in den Vereinigten Staaten produziert werden.

Ausgerechnet aus Dänemark 

Bei den unbemannten Wasserfahrzeugen dreht es sich um sogenannte unbemannte Segeldrohnen, die mithilfe von künstlicher Intelligenz gesteuert werden und die Ostsee überwachen sollen. Die schwimmenden Drohnen sind mit der dänischen Flagge versehen und wurden von der Marine in Dänemark ausgesetzt. Ziel der Segeldrohnen ist es, die russische Schattenflotte zu überwachen und deren Bewegungen aufzuzeichnen. Gleichzeitig sollen Überwachungskameras und Radar auch darauf achten, dass Schiffe in der Ostsee die wichtigen Unterwasserkabel zwischen den Ostseenationen nicht beschädigen. Obwohl das Projekt, das noch vor der Amtszeit des amerikanischen Präsidenten Donald Trump ins Leben gerufen wurde, im Ausgangspunkt Zuspruch erhielt, werden jetzt viele kritische Stimmen in Dänemark laut. Insbesondere Tech-Experten warnen davor, dass die neuen Segeldrohnen den amerikanischen Behörden Zugang zu sensitiven dänischen und europäischen Daten geben könnte. 

Amerika ist der neue Feind 

Aufgrund von Präsident Donald Trumps wiederholten Drohungen, das dänische Hoheitsgebiet von Grönland mit Macht an sich zu reißen, betrachten die Dänen nämlich die Vereinigten Staaten zurzeit als größten Feind gegen das skandinavische Land. Gemäß den dänischen Tech-Experten hat die Firma Saildrone, die die Segeldrohnen entwickelt und gebaut hat, nahe Beziehungen zu der amerikanischen Regierung. „Das Problem mit amerikanischen Unternehmen ist, dass sie sich nach amerikanischem Recht, amerikanischen Verordnungen und dem amerikanischen Präsidenten richten müssen. Er kann jederzeit Daten verlangen, und er kann jederzeit ein Konto schließen,” erklärt der dänische Softwareentwickler David Heinemeier Hansson in einem Gespräch mit dem Rundfunk DR.  Der Leiter des dänischen Cybersecurity-Rates, Jakob Herbst, stimmt dem teilweise zu: „Angesichts der internationalen Situation, die wir derzeit erleben, muss man bei der Auswahl amerikanischer Lieferanten in diesem Bereich natürlich sehr sorgfältig vorgehen.“ Er versichert jedoch gleichzeitig, dass die von den Segeldrohnen gesammelten Daten vollständig verschlüsselt und nur dem dänischen Militär zugänglich seien. Dänemark wird zuerst einmal vier Segeldrohnen in die Ostsee schicken. Um die gesamte Ostsee kontinuierlich zu überwachen, bräuchte man allerdings mindestens 20 der schwimmenden Drohnen. 

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Alexander Grünstedt