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Wohnungsnot: Hochschwangere muss auf der Straße sitzen

Berliner Obdachlosenhelferin macht sich große Sorgen um die Wohnungsnot in der Hauptstadt. Sogar eine schwangere Frau im 8. Monat müsse sie jeden Tag auf die Straße setzen.

Mara Fischer, Vorstandsvorsitzende und Leiterin der Notübernachtung von „Strassenfeger e.V.“ sprach im FOCUS Online – Interview über die fatale Wohnraumnot in Berlin. Die Probleme sind komplex und die Zahlen erschreckend. Gemäß Zahlen der Senatsverwaltung für Soziales waren 2017 rund 37.000 Menschen in Berlin wohnungslos. Diese Zahl ist kleiner, als es der Realität entspricht. Nicht gezählt werden nämlich die Menschen, die zwar Arbeit haben, sich jedoch keine Wohnung leisten können. Das ist nicht nur in Berlin ein Problem, sondern in der ganzen Bundesrepublik. Deutschlandweit hat sich die Zahl der Obdachlosen binnen zwei Jahren mehr als verdoppelt. Waren 2015 noch 335.000 Menschen von Wohnungsnot betroffen, so sind es anno 2017 circa 860.000 die auf der Straße leben müssen.

In Berlin werden solche Notunterkünfte vom Verein „Strassenfeger“ angeboten. Die Wohnungslosen können dort übernachten und sich waschen, dank Fördergeldern gibt es sogar warme Mahlzeiten. Aber der Verein beklagt, dass er viel zu wenig Plätze anbieten kann. In ganz Berlin mangele es an Betten, erzählt Fisher dem FOCUS. Immer wieder müssten Hilfesuchende abgewiesen werden, auch Familien.

Vor allem mangelt es an Geld. „Alles, was wir brauchen, ist eine Förderung des Landes Berlin.“ sagt die Vorstandsvorsitzende. Dann könnten zusätzliche Betten und mehr Schutzräume geschaffen werden. Für kleinere Träger sei der Zugang zu Landesfördermitteln jedoch nur schwer zugänglich. Am wichtigsten sei allerdings, dass das Land mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen müsse.

Tatsächlich ist das bundesdeutsche Angebot an Sozialwohnungen rückläufig. Laut SÜDDEUTSCHE gab der Staat allein zwischen den Jahren 2016 und 2017 rund 46.000 Sozialwohnungen auf. Städte und Bundesländer verkaufen Wohnungen, auch solche die für einkommensschwache Mieter vorgesehen waren, an private Investoren. Diese müssten den günstigen Mietpreis dann nun noch für einen begrenzten Zeitraum halten.

Die Berliner „Strassenfeger“-Einrichtung verfügt über 31 Betten. 30 Ehrenamtliche und Bundesfreiwillige helfen den Betrieb am Laufenden zu halten. Dennoch sind die Öffnungszeiten im Moment von 18:00 bis 8:00 limitiert. Deswegen müssen Hilfesuchende morgens auf die Straße zurückgeschickt werden, egal wie prekär ihre Lage ist. Eine der Betroffenen ist im 8. Monat schwanger. Auch die müsse jeden Morgen zurück auf die Straße, weil es an Ressourcen mangelt, um eine bessere Situation zu schaffen.

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Sara Breitner