Historiker Benz sieht Entwicklungen in Deutschland mit Sorge

Der renommierte Berliner Historiker Wolfgang Benz sieht die politischen Entwicklungen in Deutschland mit Sorge. “Jedenfalls stehen wir an einem Punkt, an dem wir seit dem 8. Mai 1945 noch nicht waren: Dass eine Partei mit extrem rechten Phrasen und Postulaten ungefähr zwanzig Prozent der Wähler an sich binden kann und im Bundestag zweitstärkste Fraktion ist”, sagte er der “Rheinischen Post” (Freitagausgabe).

Mit Blick auf das Kräfteverhältnis seit der Bundestagswahl im Parlament fügte Benz hinzu: “Zumindest ist eine Zeit angebrochen, in der wir Sorge haben müssen, dass sich etwas wiederholen könnte, was 1933 geschehen ist. Nämlich, dass Konservative sich in falscher Einschätzung der Rechtsextremen mit denen verbünden. Das war damals der Reichskanzler Franz von Papen, einer der unglückseligsten Politiker in der deutschen Geschichte. Er glaubte, die Rechtsextremen zähmen, sie für eigene Ziele einspannen und dann wieder ausbooten zu können. Das war ein verhängnisvoller Fehler. Denn das bedeutete die Abkehr von der Demokratie.”

Mit Blick auf die umstrittene Bundestagsabstimmung zur Migrationspolitik Ende Januar sagte der Wissenschaftler: “Wenn dann im Jahr 2025 der Chef der stärksten Partei CDU im Bundestag im Wahlkampf beim Thema Migration die AfD zum Bündnis einlädt, um ein bestimmtes Gesetz durchzubringen, dann empfindet der Historiker das als Tabubruch.”

dts Nachrichtenagentur

Foto: AfD-Spitze um Alice Weidel (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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