Wegen der Coronavirus-Krise setzt Ryanair aktuell jeden vierten Flug nach Italien ab. Der Chef der Airline, O´Leary ist überzeugt, dass bis Ostern sich die Branche wieder erholt. Für den Fall, dass dies nicht passiert, wolle der Konzern über Preissenkungen bei den Tickets nachdenken.
Auf eine zügige Erholung der vom Coronavirus belasteten Nachfrage nach Tickets hoffen die großen Airlines in Europa. Ryanair-Chef Micheal O´Leary sagte auf einer Konferenz, dass die nächsten zwei bis drei Wochen hart für die Branche sein werde. Die Luft sei raus bei den Buchungen. Normalität werde aber rasch wieder eintreten.
“Wenn sich die Lage über Ostern beruhigt, werden sich die Menschen schnell auf Sommerreisen konzentrieren”, so der Chef von Europas größtem Billigflieger. Sofern die „Hysterie“ über Corona den Sommer über anhalten sollte, wolle die Airline mit niedrigen Preisen die Nachfrage anregen. Rund zehn Prozent weniger Buchungen als im Vorjahrt erwartet O´Leary für April und Mai.
Von einem deutlichen Nachfragerückgang bei Flügen nach Italien berichtet auch der Chef des britisch-spanischen Luftfahrtkonzerns IAG, Willie Walsh. “Ich glaube, wir werden bald eine Erholung sehen”, sagte dieser. Die Branche jehrte bei Ausbruch des Sars-Virus 2003 in China innerhalb von sechs bis neun Monaten auf das Niveau vor der Krise zurück.
Asien-Routen ausgedünnt
In den kommenden Wochen fliegen die großen europäischen Airlines keine Ziele in Festlandchina mehr an. Insgesamt wurden die Routen nach Asien stark ausgedünnt, da sich die Virus-Epidemie in mehrere Länder ausgebreitet hatte.
In Europa ist Italien am stärksten betroffen. Bis zu einem Viertel der Europaflüge will allein die Lufthansa in den nächsten Wochen streichen. Auch die skandinavischen SAS will, wie auch Ryanair, Kurzstreckenflüge reduzieren. Bis Mitte März hat die Gesellschaft schon alle Flüge nach Italien gestrichen.
Dämpfer für den Reisemarkt?
Weitere schwache Fluggesellschaften könnten im Zuge der zu erwartenden Ergebnisbelastung vom Markt verschwinden. Der Chef von Air France KLM, Benjamin Smith, sagte: “Ich glaube definitiv, das wird die Konsolidierung beschleunigen”. Pleiten hat es in den letzten Jahren einige gegeben, so zum Beispiel auch Air Berlin und Germania in Deutschland.
Auch Lufthansa-Chef Carsten Spohr rechnet mit einem Beschleunigungseffekt für Konsolidierungen in der Branche. Derzeit ist die Lufthansa in Gesprächen mit der portugiesischen TAP über einen Einstieg oder eine Übernahme. Diese staatlich kontrollierte Gesellschaft schreibt Verluste, Markteinbrüche wie sie momentan in Europa im Zuge von Corona beginnen, können schnell bedrohlich für die defizitäre Airline werden.
Nicht von einem anhaltenden Dämpfer für den Reisemarkt geht hingegen Tourismusforscher Jürgen Schmude von der Ludwig-Maximilians-Universität München aus. Er sagt: “Touristen haben ein recht kurzes Gedächtnis”, sagte er. Viele Kunden warten vermutlich ab, der Last-Minute-Bereich wird aus seiner Sicht dann stärker gefragt sein. Ebenso dürften Touristen mit hohen Preisnachlässen und großzügigeren Stornoregeln gelockt werden. “Beim Preis gibt es eine rote Linie, ab der viele Touristen bereit sind, ein vermeintliches Risiko zurückzustellen.”