Aus für Billigflüge: Verlässt Ryanair Deutschland?

Verbraucher, die in den kommenden Monaten verreisen möchten, könnten feststellen, dass sie weniger Auswahl an Flügen haben als je zuvor: Ryanair streicht immer mehr Flüge aus Deutschland, und es ist nicht die einzige Fluggesellschaft, die dies tut.

Man könnte sagen, dass der neue Flughafen Berlin-Brandenburg zum ungünstigsten Zeitpunkt eröffnet wurde – im Oktober 2020, mitten in der Pandemie. Aber auch seitdem hat das teure Projekt Mühe, seine monumentalen Baukosten von über 5 Milliarden Euro zu rechtfertigen. Ryanair-CEO Eddie Wilson sieht dafür einen sehr guten Grund – laut Wilson ist es derselbe, der auch zum zunehmenden Rückzug von Ryanair aus Deutschland führt.

Deutschland „unrentabel“ für Ryanair
„Deutschland ist weitgehend unrentabel geworden“, schimpft der Ryanair-Chef. Als eine der billigsten Fluggesellschaften Europas verlangt Ryanair durchschnittlich etwas mehr als 50 Euro pro Passagier und Flug. Wie viele wohl argumentieren würden, ist selbst das deutlich mehr, als die Fluggesellschaft in der Vergangenheit verlangt hat. Aber laut Wilson reicht das angesichts der Landegebühren (55 Euro pro Passagier) und der staatlichen Sicherheitsgebühr (5 Euro), ganz zu schweigen von den ATC-Gebühren von 220 Euro und verschiedenen anderen Steuern und Flughafengebühren, nicht annähernd aus. Ryanair erzielt mit all seinen Deutschland-Flügen einfach nicht genügend Gewinn.

Deutschland-Flüge werden drastisch reduziert
Noch schlimmer ist, dass andere europäische Länder wie Italien, Schweden und Polen den umgekehrten Weg gehen, Gebühren senken und im Falle Schwedens die Flugverkehrssteuern sogar ganz abschaffen. Diese Länder werden für Fluggesellschaften somit deutlich attraktiver als Deutschland. Und das zeigt sich auch: Wie Wilson bestätigt, zieht Ryanair aktiv Flugzeuge von deutschen Flughäfen ab: Berlin erhält 20 Prozent weniger Flüge, Hamburg 60 Prozent, und auch Passagiere, die von Dortmund, Dresden oder Leipzig aus fliegen möchten, werden deutlich weniger Flüge zur Auswahl haben. Die Kapazität von Ryanair auf schwedischen Flughäfen hingegen wird um 30 Prozent steigen.

Was ebenfalls nicht gerade hilfreich ist, sind die zahlreichen Verspätungen und Flugausfälle: Ryanair meldet, dass im Laufe dieses Jahres 21 Millionen seiner Passagiere davon betroffen waren. Die Gründe: Personalmangel und Systemausfälle. Auch die deutsche Nachtflugregelung, die Flugzeugen den Start nach 23 Uhr verbietet, selbst wenn sie nur eine Minute zu spät sind, ist schuld daran. Für Wilson ist das nicht akzeptabel.

Ryanair: Eine Million Passagiere weniger in Deutschland
Infolgedessen wird Ryanair in Deutschland etwa 1 Million Passagiere weniger befördern. Und Ryanair ist nicht die einzige Fluggesellschaft, für die Deutschland nicht mehr attraktiv ist: Auch Lufthansa, Condor, Eurowings und EasyJet reduzieren ihr Flugangebot ab mehreren deutschen Flughäfen. Und das trotz des Wachstums des Flugverkehrs in ganz Europa.

Erhebliche Veränderungen sind erforderlich
Wie Wilson gegenüber der BILD betont, muss das nicht so sein: Zumindest Ryanair hat ehrgeizige Wachstumspläne – 100 Millionen Passagiere mehr sollen befördert werden (wodurch die Gesamtzahl der Passagiere der Fluggesellschaft auf 300 Millionen steigen würde) –, aber damit Deutschland von diesem Wachstum profitieren kann, müssen sich die Dinge erheblich ändern: Die Flughäfen müssen flexibler werden, und vor allem müssen die Kosten gesenkt werden.

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Oskar Herbert