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Covid-19: Viele junge Menschen mit schwerem Verlauf

Die Gefahr durch das Corona-Virus wurde lange unterschätzt. Mediziner warnen jetzt: Auch viele junge Menschen müssen im Krankenhaus behandelt werden und können an der Lungenkrankheit sterben.

Bereits in Italien zeigt die Entwicklung, dass auch viele junge Menschen einen schweren Verlauf der Lungenkrankheit Covid-19 entwickeln. Eine ähnliche Entwicklung deutet sich gerade auch in Deutschland an, gibt der Chefarzt Clemens Wendtner der Infektiologie der Münchner Klinik Schwabing zu Bedenken. Er sehe in München das gesamte Altersspektrum betroffen. Die jüngste Patientin mit deutlichen Symptomen der Lungenkrankheit sei in ihren jungen 20ern gewesen.

Wendtner wandte sich nun an die Öffentlichkeit, um die Menschen wachzurütteln. Die Gefahr durch das Coronavirus sei unterschätzt worden, sowohl von Politikern als auch von Wissenschaftlern. Wendtner appelliert, sich an die Hygienvorschriften und Verhaltensregeln zu halten.

“Ich habe eine Botschaft für junge Leute“, mahnte auch WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Freitag, “Ihr seid nicht unbesiegbar.” Diese Pandemie gehe nicht an jungen Menschen vorbei.

Zwar sind ältere Menschen gefährdeter, doch junge Menschen können sich ebenfalls infizieren und müssten mit einem wochenlangen Krankenhausaufenthalt rechnen. Laut Wendtner seien besonders Raucher, Asthmapatienten, Diabetiker oder Menschen mit Bluthochdruck gefährdet.

Kommentare in Sozialen Netzwerken und Berichte über Corona-Partys lassen den Eindruck entstehen, dass es in Deutschland eine unbekannte Zahl an Menschen gibt, die kein Interesse haben, sich an die Empfehlungen von Politik und Wissenschaft zu halten oder sogar absichtlich das Gegenteil tun. Das Corona-Virus wird demnach von einigen Teilen der Bevölkerung immer noch nicht ernst genommen.

Wissenschaftler des Portals ScienceFiles gehen davon aus, dass Deutschland der Entwicklung in Italien um acht Tage nachstehe. Da der exponentielle Anstieg der Neuerkrankungen in Deutschland jetzt schon höher sei als in Italien vor acht Tagen, könne man von einem noch heftigeren Verlauf ausgehen.

Unklar ist, wie die Dunkelziffer in derartige Berechnungen miteinbezogen wurde. Der Münchner Chefarzt Wendtner geht davon aus, dass in Italien nur ein Zehntel der Infizierten überhaupt gemeldet sind. Dies beeinflusse die hohe Sterblichkeitsrate im Verhältnis zur Gesamtzahl der registrierten Corona-Fälle. In Deutschland geht Wendtner von einer kleineren Dunkelziffer aus. Hier könnten fünfmal so viele Menschen infiziert sein als gemeldet. In Italien liegt die Sterblichkeitsrate derzeit bei über fünf Prozent. In Deutschland liegt sie noch unter einem Prozent.

Wendtner hält es für nicht unwahrscheinlich, dass auch in Deutschland die Sterblichkeitsrate steigen werde. “Die Welle ist quasi schon im Anschwappen”, so der Münchner Arzt. “Wir bereiten uns auf dieses Szenario vor.”

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Author
Stephan Heiermann