Ein “unnötiges und gefährliches Experiment” in einem Kernkraftwerk unmittelbar neben der deutschen Grenze führte jetzt zu einem Atom-Unfall, bei dem ein Ausfall der Netzanbindung zu einer automatischen Schnellabschaltung führte.
Die Kernkraftwerke in Beznau in der Schweiz sind extrem alt. Umweltschutzorganisationen kritisieren daher, dass sie nach wie vor betrieben werden. Am späten Abend des 23. März kam es zu einer automatischen Schnellabschaltung des Reaktors beim Atomkraftwerk Beznau 2 nahe der deutschen Grenze.
Gefährdung zu keiner Zeit
“Durch die Abschaltung wurde nicht radioaktiver Wasserdampf über das Dach des Maschinenhauses (nicht nuklearer Teil) abgegeben”, teilte das Betreiber-Unternehmen Axpo mit. Block 1 sei demnach normal weitergelaufen, die Anlage sei außerdem zu jedem Zeitpunkt in sicherem Zustand gewesen. Ein Ausfall der Netzanbindung war verantwortlich für den Zwischenfall – dessen Ursache werde derzeit untersucht.
Sieben Kilometer von deutscher Grenze entfernt
Das betroffene Atomkraftwerk liegt in Döttingen im Kanton Aargau, also etwa sieben Kilometer Luftlinie von der deutschen Grenze südlich von Waldshut-Tiengen in Baden-Württemberg entfernt. Beznau 1 und Beznau 2 gingen 1969 und 1971 in Betrieb und zählen damit zu den ältesten noch betriebenen Atomkraftwerken der Welt.
Sofortige Stilllegung gefordert
Immer wieder steht der Betrieb in der Kritik. So forderte etwa die Schweizer Organisation “Nie wieder Atomkraftwerke” letztes Jahr die sofortige Stilllegung der Anlagen und bezeichnete sie als ein Hochsicherheitsrisiko. Die vorgesehenen Mittel, die in den Weiterbetrieb fließen sollen, müsse man vielmehr in den Ausbau erneuerbarer Energien investieren, hieß es. Die Umweltorganisation Greenpeace nannte den Weiterbetrieb ein “unnötiges und gefährliches Experiment”.
Schweizer Atomausstieg ist fix
Der Atomausstieg der Schweiz wurde bereits beschlossen. Bestehende Anlagen dürfen allerdings so lange laufen, wie sie sicher sind. Die Axpo will Beznau 1 und 2 nach derzeitigen Plänen 2032 und 2033 vom Netz nehmen. Zwei weitere aktive Atomkraftwerke stehen in den Schweizer Orten Leibstadt und Däniken. Ein fünftes wurde in Mühleberg 2019 abgeschaltet.