Mehr als ein Jahrhundert galten Wölfe in Deutschland als ausgestorben, aber im Beginn dieses Millenniums kamen aus den Grenzgebieten zu Osteuropa die ersten Sichtungen der eigentlich hierzulande einheimischen Tiere. Seither sind die Tiere in fast allen Bundesländern zu finden. Die Rückkehr der Wölfe in deutsche Wälder wird allerdings nicht unbedingt von jedem gleichermaßen begrüßt, und die zukünftige Koalitionsregierung zwischen CDU und SPD hat bereits angekündigt, die Raubtiere in Zukunft dem Abschuss freizugeben. Die Entscheidung wurde besonders von Viehbauern begrüßt, die jährlich eine große Anzahl von insbesondere Schafen und Ziegen an Wölfe verlieren. Für ein Dorf in Sachsen-Anhalt kann die Abschuss-Erlaubnis nicht schnell genug kommen.
Kranke Wölfe auf der Straße
Im anhaltinischen Petersroda sind schon seit Tagen mindestens zwei Wölfe unterwegs, die sich nicht von der Anwesenheit von Menschen beeindrucken lassen. Wölfe sind im Ausgangspunkt scheu und vermeiden Kontakt mit menschlichen Ansiedlungen. Zudem sind sie meistens nachts unterwegs, aber die beiden Tiere leiden augenscheinlich unter einem Milbenanfall, auch Räude genannt, der dazu führt, dass sich ihr Verhalten grundlegend verändert. Die Tiere können deshalb am helllichten Tag auf den Straßen oder in den Gärten in Petersroda angetroffen werden und sorgen dafür, dass die Anwohner es vorziehen, im Haus zu bleiben. Bisher haben sich die Raubtiere nicht aggressiv verhalten, aber laut dem Landesamt für Umweltschutz in Sachsen-Anhalt besteht die große Gefahr, dass die Wölfe auch andere Tiere, darunter Hunde, anstecken werden.
Auch für Menschen gefährlich
Bei Räude dreht es sich um eine durch Parasiten hervorgerufene Krankheit, die sich auf Säugetiere überträgt und mit sich führt, dass das Fell ausfällt. Dadurch entstehen Ekzemen und betroffene Tiere müssen sich ständig kratzen. Angesteckte Tiere leiden wegen des fehlenden Fells an Wärmeverlust und sind ununterbrochen hungrig. Auch Menschen können von den Milbenparasiten angegriffen werden. Räude in Menschen wird als „Pseudokrätze“ bezeichnet und äußert sich durch einen Ausschlag mit grau-weißen Flecken oder Beulen auf der Haut und extremen, oft nächtlichen Juckreiz. Experten des Wolfskompetenzzentrums Iden sind im Augenblick vor Ort in Petersroda, um die Situation zu überwachen. Am 13. Mai wird es eine Info-Veranstaltung für die betroffenen Anwohner geben und bis dahin sollen diese unter keinen Umständen die Tiere anlocken oder füttern. Anwohner, die den Wölfen begegnen sollten, werden geraten, diese durch laute Rufe oder Händeklatschen zu vertreiben.