Bei 8 Millionen Kunden sollte man meinen, dass es sich hier um ein Institut handelt, dem man sein Geld anvertrauen kann. Doch das ist nicht die Meinung der Verbraucherzentrale. Diese hat gerade eine Klage gegen eine der beliebtesten Banken Europas eingereicht, in der sie ihr vorwirft, ihre Kunden nicht ausreichend informiert zu haben
Die Zinsen sind im Moment wieder einmal im Keller. Ein Blick auf Preisvergleichsseiten wie Verivox verrät, dass man für sein Tagesgeld derzeit bestenfalls auf einen Zinssatz von knapp über 3 Prozent hoffen kann, und selbst der ist oft nur zeitlich begrenzt verfügbar.
Tagesgeld: Nur wenige Konten mit attraktiven Zinsen
Viele Menschen suchen deshalb nach dem besten Kompromiss für ihr Geld: Ein Konto mit einem anständigen Zinssatz, auf das man jederzeit problemlos zugreifen kann, scheint da eine gute Wahl zu sein.
Aus diesem Grund ist das Girokonto von Trade Republic bei vielen besonders beliebt: Den Kunden wird eine attraktive Verzinsung ihres Geldes versprochen, die wie bei einem Tagesgeldkonto täglich berechnet wird, sowie eine gebührenfreie Girocard.
Verbraucherzentrale nimmt Trade Republics Girokonto unter die Lupe
Die Verbraucherzentrale warnt nun aber: Verbraucher sollten sehr genau prüfen, worauf sie sich einlassen, wenn sie ihr Geld auf dieses Konto einzahlen. In der Vergangenheit, so die Verbraucherzentrale, hat die Trade Republic ihre Kunden nicht immer ausreichend über die Risiken eines solchen Kontos aufgeklärt.
Auf der Website der Trade Republic, so die Verbraucherzentrale, werde den Verbrauchern der Eindruck vermittelt, ihr Konto werde „unbegrenzt“ mit 3 %* verzinst und sei durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt. Es stellt sich jedoch heraus, dass Trade Republic einen wesentlichen Teil des betreuten Geldes auch in Liquiditätsfonds steckt. Diese können zwar höhere Renditen bringen, sind aber auch mit einem höheren Risiko behaftet und nicht durch die Einlagensicherung gedeckt. Außerdem hat der Trade Republic Girokonto-Kunde keine Kontrolle darüber, wie viel von seinem Geld auf diese Weise verwendet wird. Es besteht also das Risiko, dass ein Kunde das Geld, das er auf sein Girokonto eingezahlt hat, nicht zurückerhält. Dies ist anders als bei den meisten herkömmlichen Girokonten und daher nicht unbedingt etwas, dessen sich die Verbraucher bewusst sind.
*jetzt 2.75 %
Trade Republic argumentiert, dass es vollkommen transparent ist, wie das Geld verwendet wird: Kunden können in der App jederzeit ihr Girokonto überprüfen und sehen, wie ihr Geld aufgeteilt ist. Ein weiterer Klick bestätigt, wie viel des Geldes durch die Einlagensicherung abgedeckt ist. Wie das Girokonto funktioniert, ist auch auf der Website und im Hilfecenter ausreichend erklärt.
Verbraucherzentrale reicht Klage gegen Trade Republic ein
Für die Verbraucherzentrale ist das nicht genug. Sie ist der Meinung, dass Trade Republic die Verbraucher von Anfang an deutlicher auf die Risiken hinweisen muss. Deshalb hat sie nun Klage gegen den Neobroker eingereicht. Kunden, die ein Girokonto bei Trade Republic haben oder hatten, sollten dies genau beobachten: Wer Geld auf seinem Konto verloren hat, könnte je nach Ausgang der Klage einen Anspruch auf Rückerstattung haben.