Ein Fall, der Fassungslosigkeit auslöst: Ein Lokführer der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) steht im Verdacht, über Jahre hinweg Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht zu haben – und das ausgerechnet im Führerstand seiner Lok. Die Ermittlungen zeichnen ein erschütterndes Bild von systematischem Missbrauch, Manipulation und einem jahrelangen Versagen von Kontrollmechanismen.
Alles begann mit einer einzigen Anzeige: Ein Junge meldete sich Anfang des Jahres bei der Polizei und erzählte von Übergriffen durch einen Lokführer. Was zunächst wie ein Einzelfall aussah, entpuppte sich als Albtraum von unvorstellbarem Ausmaß. Inzwischen sind mindestens 19 Opfer bekannt – und die Dunkelziffer könnte weit höher liegen.
Der Mann soll seine Opfer gezielt über soziale Medien kontaktiert haben. Unter dem Vorwand, ihnen einen „spannenden Einblick in die Welt der Züge“ zu geben, lud er sie in den Führerstand ein. Dort, abgeschottet von der Außenwelt, soll er die Kinder und Jugendlichen missbraucht haben. Die mutmaßlichen Taten reichen laut Ermittlern bis ins Jahr 2003 zurück – mehr als 15 Jahre voller Lügen, Täuschung und Gewalt.
Besonders schockierend: Der Täter nutzte offenbar seine Position als Bahnmitarbeiter aus, um Vertrauen zu gewinnen und sich unauffällig Zugang zu seinen Opfern zu verschaffen. Niemand schöpfte Verdacht. Erst als mehrere Betroffene unabhängig voneinander ähnliche Aussagen machten, wurde das ganze Ausmaß sichtbar.
Die ÖBB reagierte nach Bekanntwerden der Vorwürfe sofort. Der Lokführer wurde umgehend suspendiert, ein Entlassungsverfahren eingeleitet. Das Unternehmen zeigte sich bestürzt und kündigte an, „vollumfänglich mit den Behörden zu kooperieren“. Doch für die Opfer kommt diese Reaktion zu spät. Sie kämpfen mit den seelischen Folgen jahrelanger Misshandlungen, die im vertrauten Umfeld einer vermeintlich sicheren Institution geschahen.
Die Ermittler sprechen von einem der schwerwiegendsten Missbrauchsfälle der letzten Jahre in Österreich. Noch ist unklar, wie der Täter so lange unentdeckt bleiben konnte – und ob es innerhalb der Bahn Hinweise gab, die ignoriert wurden.
Was bleibt, ist Entsetzen. Ein Mann, dem Verantwortung und Vertrauen übertragen waren, soll sie auf grausamste Weise missbraucht haben. Eltern im ganzen Land sind verunsichert, die Gesellschaft erschüttert. Der Fall des ÖBB-Lokführers ist nicht nur ein Verbrechen – er ist ein Mahnmal dafür, wie wichtig Kontrolle, Aufklärung und das frühzeitige Ernstnehmen von Warnsignalen sind.