In Deutschland wird jedes Jahr bei fast einer halben Million Menschen Krebs diagnostiziert. Wenn der Patient Glück hat, handelt es sich um eine Krebsart, die wirksam behandelt und entfernt werden kann. In zu vielen Fällen folgen jedoch auf lange, belastende Therapien Monate, manchmal sogar Jahre voller Angst, während der Patient darauf wartet, ob der Krebs wirklich besiegt ist. Ein neuer Impfstoff soll dies nun grundlegend ändern.
Die mRNA-Technologie hat die Medizin in den letzten Jahren revolutioniert und steht nun möglicherweise vor ihrem größten Triumph: einer Impfung gegen Krebs. Insbesondere bei der Behandlung von Lungenkrebs – eine der weltweit am häufigsten auftretenden Krebsarten – eröffnen jüngste Fortschritte das Potenzial, Millionen von Menschen das Leben zu retten. Forscher und Pharmaunternehmen arbeiten mit Hochdruck an Impfstoffen, die das Wiederauftreten von Tumoren verhindern sollen.
mRNA-Impfstoffe sorgten während der Corona-Pandemie und darüber hinaus für Schlagzeilen, sowohl positive als auch weniger positive. Bei der Herstellung eines Impfstoffs gegen Krebs setzen die Pharmakonzerne Biontech und Merck/Moderna nun dieselbe Basistechnologie ein – allerdings mit einigen wesentlichen Unterschieden.
Die Grundidee hinter der mRNA-Impfung gegen Krebs ist so einfach wie genial: Der mRNA-Impfstoff enthält den genetischen Bauplan für bestimmte Proteine (auch Neoantigene genannt), die nur auf Krebszellen zu finden sind. Das Ziel der Impfung ist es, den Immunzellen des Körpers „Anweisungen“ zu geben, damit sie Krebszellen erfolgreich identifizieren und bekämpfen können.
Im Gegensatz zu Corona-Impfstoffen unterscheidet sich die mRNA-Impfung gegen Krebs dadurch, dass sie für jeden Patienten individuell angepasst werden muss. Denn jeder Tumor trägt einzigartige Mutationen. Biotechnologie-Firmen scannen zunächst das Erbgut des Tumors, bestimmen relevante Mutationen und entwickeln daraus einen maßgeschneiderten Impfstoff. Dieser Ansatz ist aufwendig, aber die Produktion lässt sich inzwischen innerhalb weniger Wochen realisieren.
Prof. Dr. Christoffer Gebhardt, Onkologe am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf erklärt: „Innerhalb von sechs Wochen wird für jeden Patienten ein eigener Impfstoff entwickelt und zurück ins Krankenhaus geschickt.“[UKE: Die Spritze gegen den Killer]
Eine Impfung, die dem Körper beibringt, Krebszellen zu jagen und abzutöten, würde die Krebstherapie revolutionieren und eine sicherere Alternative zur Chemotherapie darstellen. Sie wäre auch ein Geschenk für genesende Patienten, da sie ihnen die Gewissheit geben könnte, dass diese spezifische Art von Krebs nie wieder zurückkehren kann. Insbesondere für Lungenkrebspatienten, bei denen die Gefahr eines Rückfalls hoch ist, wäre eine solche Gewissheit lebensverändernd.
Milliarden von Euro werden in Gesundheitsinnovationen zur Krebsbekämpfung investiert. Mehrere große Pharmaunternehmen führen derzeit klinische Studien zu mRNA-Therapien gegen Lungenkrebs durch, darunter Marktführer wie Biontech und Merck/Moderna. Letztere haben vor kurzem klinische Studien der Phase 3 für ihr personalisiertes V940 eingeleitet. Phase 3 ist die letzte Phase der klinischen Prüfung, bevor ein Impfstoff zur Freigabe für die Öffentlichkeit in Betracht gezogen werden kann. Der Impfstoff BNT116 von Biontech befindet sich derzeit in Phase 2.
Auch im Kampf gegen Hautkrebs gibt es gute Nachrichten zu vermelden. Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums könnte die Zulassung einer Kombinationstherapie, die einen Impfstoff enthält, noch in diesem Jahr erfolgen. Diese soll Patienten mit Melanomen helfen, eine aggressive Art von Hautkrebs, bei der die Rückfallquote besonders hoch ist. Ein weiterer mRNA-Impfstoff dürfte dann im Jahr 2026 folgen.[Krebsinformationsdienst]
Unterschiede zwischen der mRNA-Krebsimpfung und anderen Behandlungsmöglichkeiten:
mRNA-Impfung (Beispielstudien) | Klassische Chemotherapie | Immuntherapie (klassisch) |
---|---|---|
Individuell angepasst auf Tumormutationen | Standardisierte Medikamente, nicht individuell | Teilweise individuell, Fokus auf Immunsystem |
Ziel: Rückfallprävention durch Training des Immunsystems | Ziel: Zerstörung sich schnell teilender Zellen | Ziel: Aktivierung körpereigener Immunantwort |
Wenig Nebenwirkungen (bisherige Daten) | Starke Nebenwirkungen häufig | Nebenwirkungen möglich, teils schwerwiegend |
Schnelle Produktion durch moderne Biotechnologie | Komplexe und langwierige Herstellung | Kostenintensive, aufwendige Produktion |
Der echte Durchbruch in der Lungenkrebs Behandlung zeigt sich nicht nur in klinischen Tabellen, sondern vor allem am Beispiel einzelner Patienten. Eine Betroffene aus Köln berichtet: „Nach der Entfernung des Tumors hatte ich Angst vor einem Rückfall. Die Ärzte erklärten mir, dass ich durch die mRNA-Impfung mein Immunsystem gezielt unterstützen kann. Die Therapie dauerte nur wenige Wochen, die Nebenwirkungen waren minimal – ich fühle mich heute sicherer.“ Studien belegen: Gerade nach erfolgreicher Erstbehandlung kann die Impfung das Risiko eines Rückfalls um ein Vielfaches senken.[Krebsinformationsdienst]
Wichtig ist: Auch wenn erste Beispiele Mut machen, bleibt die Erfahrung vieler Patienten durchwachsen. Einige zeigen eine starke Immunantwort, andere sprechen weniger gut an. Die Medizin forscht deshalb weiter an sogenannten Biotechnologie Fortschritten, um die Impfstoffe noch breiter und effektiver einsetzbar zu machen.
Die Immuntherapie mittels mRNA-Impfstoff wird individuell auf Basis des Tumorgewebes geplant. Hier die wichtigsten Schritte im Überblick:
Gut zu wissen: Gefährliche Nebenwirkungen sind selten. Die häufigsten Beschwerden (leichtes Fieber, Müdigkeit) verschwinden meist rasch. Starke Immunreaktionen werden im Rahmen der Krebsforschung genau nachverfolgt. Die individuellen Ergebnisse werden zur Weiterentwicklung der Behandlung genutzt.
Insgesamt stehen diese personalisierten Impfungen im Rahmen einer umfassenden medizinischen Revolution, die traditionelle Krebsbehandlungen wie die Chemotherapie in Frage stellen könnte.
Obwohl die mRNA-Impfung ihren größten Nutzen aktuell für Patienten mit bestehender Krebserkrankung und hohem Rückfallrisiko bietet, könnte das innovative Verfahren künftig neue Wege in der Krebsprävention eröffnen. Erste Ansätze zur Impfung gegen krebsauslösende Viren wie das Humane Papillomvirus (HPV) existieren bereits und werden von Experten als Vorläufer für breiter angelegte Vorsorgeimpfungen gesehen.
Ob am Ende wirklich der lang erwartete Krebs Durchbruch gelingt und die Zahl der Rückfälle bei Lungenkrebs in den kommenden Jahren drastisch sinkt, wird sich zeigen. Klar ist: Die mRNA-Impfstofftechnologie hat der Krebsforschungnoch nie dagewesene Möglichkeiten eröffnet. Damit wächst die Hoffnung, Millionen Menschenleben zu retten und eine neue Ära der Onkologie Innovationen einzuleiten.
Mehr Hintergründe und Informationen zu aktuellen Studien finden Sie beim Krebsinformationsdienst des DKFZ und auf der Themenseite des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf.
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Das ist mal eine sehr gute Nachricht hier.
Hoffen wir, dass auch andere Krebsarten damit erfolgreich behandelt werden können.
Macht weiter so....