Offizielle Warnung der Behörden: Deutschlandweit häufen sich Todesfälle nach der Einnahme von sogenannten Forschungschemikalien. Dabei handelt es sich um synthetische Stoffe mit psychoaktiver Wirkung, die vor allem von jungen Menschen als Rauschmittel missbraucht werden.
Ein 19-jähriger Mann in Hessen, ein 17-jähriger Teenager in Bayern und viele weitere: Seit einigen Monaten sterben immer mehr Menschen nach der Einnahme sogenannter Forschungschemikalien in Verbindung. Allein in Bayern sollen es laut Landeskriminalamt mindestens sieben Fälle binnen eines halben Jahres gewesen sein. Zuletzt seien außerdem weitere Tote hinzugekommen, sagte eine Sprecherin. Einige Bundesländer haben bereits drastische Warnungen veröffentlicht.
Problemlose Bestellung im Internet
Die sogenannten “Research Chemicals” können oft problemlos in Onlineshops gekauft werden. Laut Bundeskriminalamt (BKA) ist die Bezeichnung allerdings irreführend und dient dazu, die Haftung des Herstellers auszuschließen. Ähnliches gilt auch für Kräutermischungen, die als Ersatz für Cannabisprodukte konsumiert werden, sowie sogenanntes Badesalz, das ähnlich wie Kokain oder Amphetamine wirkt.
Nicht alle Stoffe werden analysiert
EU-Drogenagentur EUDA beobachtet inzwischen über 1000 neue psychoaktive Stoffe. “Das ist ein klassisches Problem des Schwarzmarkts: Es sind viel mehr Stoffe im Umlauf als analysiert werden können”, sagt Esther Neumeier von der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht. Bei vielen aktuellen Todesfällen weiß man nicht, welcher Wirkstoff die Vergiftung verursacht hat, da keine toxikologischen Gutachten erstellt werden.
Hochpotente Nitazene als Gefahr
Die Gruppe der Nitazene sei aber definitiv beteiligt, so Neumeier. Dabei handelt es sich um neue synthetische Opioide, von denen viele hochpotent seien und stärker wirksam seien als Heroin. Unter den 2024 EU-weit knapp 50 neu gemeldeten Substanzen waren laut EUDA etwa die Hälfte Nitazene, was einen Trend belegt. Die andere Hälfte waren synthetische Cannabinoide.
Laut einem Bericht des Instituts für Therapieforschung in München handelt es sich bei den Konsumenten von Nitazenen um eine eher kleine Gruppe sehr experimentierfreudiger Menschen, die die Substanzen online bestellen. Das BKA bestätigt, dass es sich bei den Konsumierenden um Personen mit “einschlägigem Erfahrungshorizont” handele. Nach Daten des Bundesdrogenbeauftragten waren es zuletzt etwa 1,3 Prozent der Erwachsenen bis 59 Jahre und 0,1 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren.
Besonders problematisch ist die Tatsache, dass Nitazene zum Teil auch gefälschten Medikamenten zugesetzt werde, erzählt Neumeier. “Darüber hinaus hatten wir aus Deutschland die erste Meldung von Heroin, das mit Nitazenen versetzt wurde, aus Bremen.”
Tödliche Dosis ist schnell erreicht
Mögliche Komplikationen sind Atem- oder Kreislaufstillstand, Vergiftungen der inneren Organe oder neurologischen Schäden. Bei den hochpotenten synthetischen Opioiden wie Nitazenen ist die Gefahr einer Überdosierung besonders hoch. “Die wirksame Dosis ist nicht weit entfernt von der tödlichen Dosis”, sagt Bernd Werse vom Institut für Suchtforschung in Frankfurt.
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So blöde kann man garnicht sein!Wer der Meinung ist sich einen RAUSCH zu verpassen soll es gerne machen.Nun kommt bloss NICHT mit der Mitleidstour, wer lesen kann weiss was er da einnimmt!