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Politikerin will polnische Ärzte aus Deutschland zurückholen

Polen schlägt Hilfsangebote aus Deutschland aus. Statt dessen solle man „während der Pandemie polnische Ärzte, die im deutschen Gesundheitswesen arbeiten, nach Polen schicken“ fordert eine Abgeordnete der polnischen Regierungspartei PiS.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) bot Polen Hilfe im Kampf gegen Corona an. Wie die polnische Boulevard-Zeitung “Fakt” berichtet, schwebt der polnischen Regierungspartei PiS eine alternative Lösung unter deutscher Beteiligung vor. Demnach sagte PiS-Abgeordnete Joanna Lichocka: “Sollen doch die deutschen Herren während der Pandemie polnische Ärzte, die im deutschen Gesundheitswesen arbeiten, nach Polen schicken”. Um das zu finanzieren, solle die deutsche Politik den betreffenden Ärzten ein „Urlaubsgeld“ ausstellen.

In Deutschland arbeiten mehr als 52.000 Ärzte mit Migrationshintergrund. Das waren 2019 rund zwölf Prozent aller hier zugelassenen Mediziner.

Bei Ärzten aus Polen stieß der Vorschlag auf wenig Gegenliebe. Ebenfalls in der „Fakt“ äußerte sich ein polnischer Rheumatologe, der sich in Deutschland niedergelassen hat. Er betitelte den Vorschlag als „Versklavung der Mediziner, die Polen verlassen haben.” Schließlich hätten betreffende Ärzte sich bewusst für Deutschland entschieden und dort ein Leben aufgebaut. Die Abgeordneten sollten sich besser “für die Probleme der polnischen Ärzte interessieren, die dazu führen, dass sie Polen verlassen” fordert der Mediziner.

Hintergrund der Diskussion ist ein Schreiben von Ende Oktober. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte seinem polnischen Amtskollegen Andrzej Duda Hilfe angeboten: „Bitte lass mich wissen, wenn es Dinge gibt, die wir für Polen in der aktuellen Lage tun können“, schrieb der deutsche Bundespräsident an das polnische Staatsoberhaupt.

Duda lehnte dankend ab. „Falls erforderlich“ werde man im Rahmen einer engen Zusammenarbeit auf das Angebot zurückkommen, schrieb der polnische Präsident. Obwohl sich die Lage in Polen seither weiter zugespitzt hat, lehnt die polnische Regierung weiterhin Hilfen aus Deutschland ab. „Wir sind noch nicht in der Lage, dass wir Hilfe im Ausland suchen müssten“, erklärte nun der polnische Gesundheitsminister Adam Niedzielski dem Internetportal “money.pl”.

In Polen stößt diese Haltung auf harsche Kritik. Pawel Zalewski von der Opposition erklärte in einem Radiointerview, „die Regierungspartei PiS sitzt hier wohl in der Falle ihrer eigenen antideutschen Propaganda“ und machte die Regierung für sterbende Patienten verantwortlich.

Krzysztof Simon von einer Infektionsklinik in Breslau schilderte vor einer Woche, dass dort bereits die Triage begonnen habe. Alle Beatmungsgeräte seien besetzt. „Deshalb müssen wir schon immer wieder die Entscheidung treffen, welchen Erkrankten wir anschließen und welchen nicht“ so der Klinikleiter.

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Sara Breitner