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Eine Meldung der australischen Gesundheitsbehörden erweckt weltweit Aufsehen. Die Delta-Variante sei demnach im Vorbeigehen ansteckend – eine beunruhigende Prognose. Das RKI und andere Wissenschaftler bewerten diese Einschätzung vorsichtig.

Die australischen Gesundheitsbehörden warnen vor der Delta-Variante. Man habe eine „Infektion im Vorbeigehen“ nachgewiesen, was ein völlig neues Licht auf die Infektiosität des Virus wirft. Die Meldung wir nun von Wissenschaftlern weltweit diskutiert. Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) gibt eine Einschätzung ab.

Hintergrund ist ein Corona-Ausbruch im Bondi Junction Shopping Centre in Sydney. In dem Kaufhaus besteht keine Maskenpflicht. Allerdings hatte jemand die Delta-Variante eingeschleppt und andere Personen infiziert. Die nationalen Behörden untersuchten den Vorfall unter anderem durch Auswertung von Überwachungsvideos. Auffällig war dabei eine ganz bestimmte Übertragung, welche Kerry Chant, der leitende Gesundheitsbeamte von New South Wales beschrieb. Demnach habe sich eine Person im Vorbeigehen infiziert. Sie sei dem vermeintlichen Überträger „zwar ganz nah“ gekommen, „aber nur kurz”, betonte Chant und bezeichnete die Delta-Variante als „nahe und aktuelle Gefahr“.

Dass die Delta-Variante ansteckender ist als das Ursprungsvirus und alle bisher bekannten Mutationen, ist bekannt. Wissenschaftler beziffern die Übertragungsfähigkeit 40 bis 60 Prozent höher als bei der Alpha-Variante, die sich im Winter von Großbritannien aus verbreitete. Grund dafür sollen erhöhte Viruslasten im Rachen der Infizierten sein. Deren Atemluft verbreitet also viele Viren.

Auch das RKI bestätigt: „Die hohen Ansteckungsraten in Haushalten und bei Ausbrüchen durch Delta weisen darauf hin, dass Delta noch leichter übertragbar ist als Alpha, auch ohne engen Kontakt.“ Aber Übertragungen über Aerosole, also Tröpfchen, die durch den Raum schweben, seinen schwierig zu bewerten, da sie unbemerkt geschehen. Die Zuordnung zu einem bestimmten Kontakt sei daher generell schwierig.

Ralf Bartenschlager, Präsident der Gesellschaft für Virologie äußerte sich zwar nicht direkt zu diesem Fall, sagte aber dem “Spektrum”, dass eine „Ansteckung auch ohne direkten, engen Kontakt möglich“ sei. Vor allem in schlecht durchlüfteten Räumen könnten sich ansteckende Aerosole sehr lange in der Luft halten. So sei eine Übertragung möglich, ganz ohne dass es zu einem direkten Kontakt komme.

Die australische Virologin Lara Herrero von der Griffith University äußerte sich im dortigen TV mit ähnlichen Argumenten: In besagtem Kaufhaus in Sydney könne das Virus schon sehr lange in der Luft gestanden sein. Die neu-infizierte Person habe sich daher mit einem einzigen Atemzug (also auch im Vorbeigehen) anstecken können. Aber „man muss schon sehr viel Pech haben. Und diese arme Person hatte das“, resümiert Herrero.