Olaf Kosinsky, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons
Der Ausgang der Bundestagswahl war eine der schlechtesten in neuerer Zeit für die SPD. Mit nur 16 Prozent der Stimmen musste sich die ehemalige Regierungspartei in der Ampel-Koalition mit einem schlechten dritten Platz hinter der CDU und der AfD zufriedengeben. Die Verantwortung für den prekären Wahlausgang wird der Parteispitze gegeben, und jetzt haben die Mitglieder der Sozialdemokraten die Nase voll. Eine neue Parteiführung muss her und das schleunigst. Deshalb hat jetzt eine hastig einberufene Arbeitsgruppe der SPD beschlossen, dass schon im Juni ein neuer Parteitag fällig wird, auf dem die Mitglieder bestimmen sollen, wer die Partei in eine bessere Zukunft leiten soll.
Unbeliebter Parteivorstand
Während die meisten deutschen Wähler die Schuld für die Unpopularität der SPD dem scheidenden Kanzler Olaf Scholz in die Schuhe schieben, ist man intern in der Partei davon überzeugt, dass Lars Klingbeil, der seit 2017 SPD-Parteivorsitzender ist und unmittelbar nach den letzten Bundestagswahlen auch zum Fraktionsvorsitzenden ernannt wurde, einen gewissen Anteil an der Schuld tragen muss. Noch unbeliebter ist Saskia Esken, die den Bundesvorsitz mit Klingbeil teilt. Esken war im Laufe der vergangenen Jahre mehrfach in öffentliche Kontroversen verwickelt. Zuletzt hatte sie sich zu dem Messeranschlag in Solingen im Jahr 2024 mit den Worten geäußert, dass „gerade aus diesem Anschlag lässt sich, glaube ich, nicht allzu viel lernen, weil der Täter ja offenkundig nicht polizeibekannt war, insofern auch nicht unter Beobachtung stand“. Daraufhin wollten die meisten SPD-Delegierten ihr eigentlich einen Maulkorb anlegen, konnten sich aber gegen die unangemessen freimütige Parteivorsitzende nicht durchsetzen. Jetzt stehen sowohl Klingbeil als auch Esken in Gefahr, von der Parteispitze entfernt zu werden.
Pistorius verbleibt deutscher Favorit
Die SPD mag zwar im Augenblick schlecht bei den Wählern abschneiden, aber gemäß den wöchentlichen Meinungsumfragen ist der beliebteste Politiker der Deutschen ein hochrangiges Mitglied der Partei. Der augenblickliche Verteidigungsminister Boris Pistorius steht im öffentlichen Ansehen hoch und schlägt in Fragen Beliebtheit bei weitem nicht nur den eigenen Parteikollegen Scholz, sondern auch den zukünftigen Bundeskanzler Friedrich Merz. Es ist zwar nicht wahrscheinlich, dass Pistorius selbst in die Parteiführung einsteigen wird, insbesondere weil noch nicht feststeht, ob er wieder eine Ministerrolle in einer möglichen Koalitionsregierung zwischen CDU und SPD einnehmen wird. Politische Beobachter sind sich jedoch einig, dass er eine zentrale Rolle in der Neuaufstellung der SPD-Leitung im Juni spielen muss, um seine Partei vor einem weiteren Abrutsch zu bewahren.