Alles geschah so plötzlich, es gab einfach kein Entrinnen: Ein schreckliches Unwetter in einer der beliebtesten Urlaubsregionen Südfrankreichs hat mehrere Tote gefordert.
Mit seiner eleganten Ausstrahlung und dem angenehmen Wetter lockt das Departement Var (Heimat des berühmten Badeortes Saint-Tropez) in der französischen Region Côte d’Azur bereits im Mai viele Besucher an. Doch in den frühen Morgenstunden des Dienstags änderte sich das alles: Unwetter trafen Südfrankreich unerwartet schwer und verursachten Chaos und Zerstörung.
Aufgerissene Straßen und eingestürzte Brücken: „Kriegsszenen“ in Le Lavandou
Wie „Kriegsszenen“: Gil Bernardi, Bürgermeister von Le Lavandou, schildert die Situation in seiner Stadt. In einem Interview mit dem Fernsehsender BFM spricht Bernardi von aufgerissenen Straßen und eingestürzten Brücken. „Es gibt nichts mehr, keinen Strom, kein Trinkwasser, keine Kläranlage“. Das Ausmaß der Zerstörung war völlig unerwartet. „Es war ein wirklich gewaltsames, heimtückisches, unbegreifliches Phänomen“, so Bernardi.
Mindestens drei Menschen sind bei den Überschwemmungen in Var ums Leben gekommen: Ein älteres Ehepaar, das versuchte, sein überflutetes Haus zu verlassen, wurde von den Wassermassen mitgerissen. Ein weiterer Todesfall ereignete sich, als ein Fahrzeug auf einer überfluteten Landstraße in den Graben rutschte. Gestern Abend berichtete der Merkur, dass immer noch Menschen vermisst werden.
Schnellzug mit 500 Personen an Bord evakuiert
Glück im Unglück hatten die Passagiere eines TGV-Schnellzuges, der am späten Montag von Toulouse nach Paris unterwegs war: Der Zug befand sich auf einem Gleis, das sich durch die starken Regenfälle gelöst hatte, konnte aber in der Nähe der Stadt Tonneins zum Stehen kommen. In einer groß angelegten Rettungsaktion wurden die 500 Fahrgäste evakuiert und in Sicherheit gebracht. „Wir sind nur knapp einer Katastrophe entgangen, die Gleise lagen bloß und der TGV hing ungestützt“, erklärte der Bürgermeister von Tonneins, Dante Rinaudo, gegenüber AFP.
Viele Gemeinden ohne Strom und Wasser
Rinaudo ist der Meinung, dass die Regierung die Stürme zu einer Naturkatastrophe erklären sollte. Viele Gemeinden wurden von Strom und Wasser abgeschnitten. Auf X versprach der französische Präsident Macron: „Wir werden mit den Rettungskräften vor Ort sein, um die nächsten Stunden zu überstehen“. Er versprach auch Hilfe beim Wiederaufbau. Am gestrigen Abend waren noch immer über 600 Haushalte ohne Strom.
Reisende aufgepasst: Wiederaufbau könnte einige Zeit dauern
Wer eine Reise nach Südfrankreich plant, sollte sich bewusst sein, dass in einigen Gebieten schwere Schäden an Straßen und Brücken sowie an Bahnstrecken entstanden sind. Die staatliche Eisenbahngesellschaft SNCF rechnet damit, dass der Zugverkehr zwischen Agen und Marmande im Südwesten Frankreichs mindestens mehrere Tage lang unterbrochen sein wird. Der Verkehr zwischen Bordeaux und Toulouse wird davon betroffen sein.
Schwere Unwetter an der Côte d’Azur
Es ist nicht das erste Mal, dass die Côte d’Azur von schweren Überschwemmungen betroffen ist: Im Jahr 2010 verursachten heftige Regenfälle Sturzfluten, bei denen 25 Menschen ums Leben kamen und 175.000 Haushalte ohne Strom waren. Im Jahr 2015 kamen bei ähnlichen Sturzfluten in der Gegend um Cannes 19 Menschen ums Leben. Im September letzten Jahres verursachten schwere Unwetter große Schäden in der berühmten Stadt, glücklicherweise gab es aber keine Todesopfer zu beklagen.